röckeln  Ich hatte in einem Steinhaus im ersten Stock zu Bett gelegen. Und träumte, ich war erwacht, da mein Bett mit einem Fuß durch den Zimmerboden durchbrach. Darauf war ich im Traum geflüchtet. Und wie ich die Treppe hinuntersprang, da lösten sich Treppengeländer und Stufen auf, und die Mauern gaben ihre Backsteine her, die polterten vor mir in die Tiefe. Wo ich hintrat, löste sich das Gemäuer vor mir, und die Backsteine rollten vor mir her. Später war ich unten, und ich sah im unteren Raum die Füße meines Bettes durch die Decke über mir, und ich zeigte das aufgeregt einigen Leuten. Da sah ich zugleich, wie die Wände überall eingebogen waren und wie das ganze Haus zu stürzen drohte, und ich flüchtete wieder. - Max Dauthendey, nach (je)

Bröckeln (2)  In dem Doppelzimmer, in dem wir in unserem Haus an der Essone an diesem winterlichen Wochenende schlafen, weil es besser geheizt ist als unser gewöhnliches Zimmer, berichtet mir am Morgen meine Frau von einem Alptraum, der sehr lange, wenn nicht die ganze Nacht über angedauert zu haben scheint und der auch weiter schwer auf ihr lastet: ohne daß eine Möglichkeit zum Zurückweichen sich ergäbe, befindet sie sich auf einem großen Felsen, der allmählich zerbröckelt, so daß sie mit Schrecken absehen kann, daß er bald völlig auseinanderbirst und ihr den Boden unter den Füßen entzieht.  - (leiris2)

Bröckeln (3)  Die Sonne war erloschen. Gerade schien sie noch. Dann war sie verschwunden. Ed blickte jäh nach oben. Graue Wolken wirbelten über ihm dahin. Riesige, formlose Wolken. Sonst nichts. Ein unheildrohender dichter Dunstschleier, hinter dem alles flimmerte und verschwamm. Er fröstelte beklommen. Was war das?

Vorsichtig ging er weiter und tastete sich durch den Nebel. Alles war still. Kein Geräusch - nicht einmal Verkehrsgeräusche. Ed spähte fieberhaft um sich und versuchte, durch den wogenden Dunstschleier etwas zu erkennen. Keine Menschen. Keine Autos. Keine Sonne. Nichts.

Gespenstisch und drohend tauchte das Bürogebäude vor ihm auf. Es war von einem unbestimmten Grau. Unsicher streckte er die Hand aus -

Ein Teil des Gebäudes brach ein. Ein Sturzbach von Partikeln regnete herab. Wie Sand. Entgeistert sperrte Ed den Mund auf. Eine Kaskade aus grauem Schutt ergoß sich über seine Füße. Dort, wo er das Gebäude berührt hatte, gähnte eine zerklüftete Höhle - ein häßliches Loch, das die Betonwand verunzierte.

Benommen gelangte er zur Vordertreppe. Er stieg hinauf. Die Stufen gaben unter seinen Tritten nach. Seine Füße sackten ein. Er watete durch Treibsand, durch eine weiche, vermoderte Masse, die unter seinem Gewicht wegbrach.

Er erreichte die Vorhalle. Sie lag in trüber Finsternis. Kraftlos flackerten die Deckenlampen in der Dunkelheit. Über allem hing ein geisterhaftes Leichentuch.

Er entdeckte den Zigarrenstand. Der Verkäufer lehnte schweigend, mit ausdruckslosem Gesicht, über dem Ladentisch, einen Zahnstocher zwischen den Zähnen. Und grau. Er war von oben bis unten grau.

»He«, krächzte Ed. »Was ist hier los?«

Der Verkäufer antwortete nicht. Ed streckte die Hand nach ihm aus. Sie berührte den grauen Arm des Verkäufers - und ging einfach durch ihn durch.

»O Gott«, sagte Ed.

Der Arm des Verkäufers löste sich. Er fiel auf den Boden der Vorhalle und zerbröckelte. - Philip K. Dick, Menschlich ist ...  Zürich  1996

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