rodgelehrter
Das Heft mit seinen Entwürfen erweckte in ihm sogar Gedanken
an die Eitelkeit der Welt. Er dachte daran, wieviel das Leben für die belanglosen
und ganz gewöhnlichen Wohltaten fordert, die es den Menschen gewähren kann.
Um zum Beispiel zu einem Lehrstuhl zu gelangen,
ein gewöhnlicher Professor zu werden, mit matter,
gelangweilter und schwerfälliger Sprache belanglose und zudem noch fremde Gedanken
vorzutragen - mit einem Wort, um die Position eines mittelmäßigen Gelehrten
zu erreichen, hatte er, Kowrin, fünfzehn Jahre lang studieren, Tag und Nacht
arbeiten, eine schwere psychische Krankheit überstehen, eine unglückliche Ehe
durchmachen und alle möglichen Torheiten und Ungerechtigkeiten begehen müssen,
an die zu denken nicht einmal gut war. Kowrin war sich jetzt klar dessen bewußt,
daß er eine Mittelmäßigkeit war, aber er söhnte
sich gern damit aus, weil seiner Ansicht nach ein jeder Mensch mit dem zufrieden
sein mußte, was er war. - Anton Tschechow, Der schwarze
Mönch, nach
(tsch)
Brodgelehrter (2)
Brodgelehrter (3)
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