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Branchengespenst (2) Der Geschützmeister des Kapitäns Kid, namens Moor, erhob die Stimme. »Kapitän,« schrie er, »warum tötet Ihr diese Menschen?« Moor war betrunken. Der Kapitän wandte sich um und hieb ihm einen Kübel, den er ergriffen hatte, auf den Kopf. Moor fiel mit gespaltenem Schädel zu Boden. Kapitän Kid befahl, den mit Haaren und geronnenem Blut besuldeten Kübel zu reinigen. Keiner von der Mannschaft wollte fernerhin auch nur den Besen hineintauchen. Man ließ den Kübel an der Verschanzung hängen.
Von diesem Tag an wurde der Kapitän Kid von dem Mann mit dem Kübel heimgesucht.
Als er das maurische Schiff »Queda« erbeutete, samt allen Hindu und Armeniern,
die darauf waren, und mit zehntausend Pfund Gold, saß bei der Verteilung des
Raubes der Mann mit dem blutigen Kübel auf den Dukaten. Kid sah ihn deutlich,
er schwor darauf. Er stieg in seine Kajüte hinunter und trank eine Tasse Bombu.
Dann, nach seiner Rückkehr auf die Brücke, ließ er den alten Kübel ins Meer
werfen. Als das reiche Handelsschiff »Mocco « geentert war, wußte man nicht,
wie man dem Kapitän seinen Anteil an dem Goldstaub zumessen sollte. »Mit einem
Kübel«, sagte eine Stimme hinter Kids Schultern. Er fuhr mit seinem Messer durch
die Luft und trocknete sich den Schaum von den Lippen. - Marcel Schwob,
Der Roman der zweiundzwanzig Lebensläufe. Nördlingen 1986 (Krater Bibliothek,
zuerst 1896)
Branchengespenst (3)
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