ranzose  In der Natur des Franzosen vereinigen sich die Eigenschaften des Affen und des kriechenden Hundes. Er ist drollig, beweglich und im Grunde nicht weniger bösartig als der Affe, dabei aber auch gemein, schweifwedelnd wie der Hund, der seinem Herrn die Hand leckt, die ihn schlägt, der sich an die Kette legen läßt und dann vor Freude außer sich ist, wenn man ihn zur Jagd losbindet. - (Chamfort)

Franzose (2) Voltaire sagte an einem Ort, der Franzose vereinige in seinem Charakter den Affen und den Tiger. Da hat er dem Franzosen, wie der selige Bahrdt sagte, in den Magen gesehn. - (licht)

Franzose (3) Die Archäologen haben an Fundstätten aus der europäischen und asiatischen Frühzeit viele vom Rumpf getrennte Schädel und zerbrochene Knochen gefunden. Das Problem war aber zu entscheiden, ob diese Knochen von Kriegskannibalismus kündeten oder ob es sich nur um Einwirkungen von Raubtieren und Nagern beziehungsweise um Zeugnisse einer rituellen Behandlung der Körper verstorbener Angehöriger handelte. Diese Unklarheiten gelang es, an einer der Fundstätten zu beseitigen, nämlich in der Fontebregona-Höhle in Südostfrankreich, wo im 5. und 4. Jahrtausend v. Chr. dörflich organisierte Gruppen lebten. Die Ausgräber von Fontebregona stießen auf mehrere getrennte Haufen von durcheinandergeworfenen und zertrümmerten menschlichen Knochen, wobei jeder Haufen die Überreste von sechs oder sieben Menschen enthielt. Die Analyse unter dem Mikroskop hat ergeben, daß die Knochen zerbrochen worden waren, um an das Mark zu kommen, und daß sie mit genau den gleichen Werkzeugen und auf genau die gleiche Weise vom Fleisch befreit worden waren wie die Tierknochen, die ganz in der Nähe in derselben Höhle gefunden wurden. Hinzu kommt, daß die vertikale und horinzontale Verteilung der Knochen in dem Haufen darauf hindeutet, daß die betroffenen Individuen bei ein und derselben Gelegenheit getötet und zerlegt wurden. Schließlich ist es denkbar unwahrscheinlich, daß die Knochenreste von Begräbnisritualen stammen, die für verstorbene Angehörige abgehalten wurden, weil die Haufen nicht vergraben, sondern zusammen mit ähnlichen Ansammlungen von Tierknochen in der Höhle verstreut waren. Eine plausible Erklärung für die Haufen wäre, daß bei Mensch und Tier sowohl das Entbeinen des Fleischs als auch das Herausholen des Marks aus den Knochen auf einem Tierfell geschah, das auf dem Höhlenboden ausgebreitet wurde, und daß anschließend der ungenießbare Abfall auf die Seite gekippt wurde und einen einzigen Haufen bildete.  - (mensch)

Franzose (4) Später kam das Gespräch auf den Präsidenten Poincaré, der gerade an diesem Vormittag eine Ausstellung von kleinen Hunden eröffnet hatte; und dann kam man vom Hundertsten ins Tausendste und auf den Temps, in dem es geschrieben stand. «Siehst du, das ist eine Musterzeitung, der Temps», neckt mich Arthur Ganate. «Gibt keine andre, die die französische Rasse so gut verteidigt!»

«Hat die französische Rasse auch nötig in Anbetracht dessen, daß sie nicht existiert!» antwortete ich prompt, um zu zeigen, daß ich auf dem laufenden war.

«Aber ja! Sie existiert, und wie! Und wie fein sie ist!» beharrte er. «Die schönste Rasse auf der Welt, und nur ein Esel wird das leugnen!». Jetzt war er im besten Zug und schimpfte auf mich ein. Natürlich habe ich ihm standgehalten.

«Das ist nicht wahr! Das, was du Rasse nennst, ist nichts weiter als ein großer Kehrichthaufen armer Leute meines Schlages, Triefäugiger, Lausiger, Erstarrter, die hier gestrandet sind, von Hunger, Pest, Geschwüren und Kälte verfolgt, die Besiegten von allen Enden der Welt. Weiter konnten sie nicht mehr wegen des Meeres. das ist Frankreich, und das sind die Franzosen.»

«Bardamu», sagte er mir darauf, ernst und ein bißchen traurig, «unsere Väter waren bestimmt nicht schlechter als wir, sag nichts gegen sie!»

«Richtig, Arthur, da hast du recht! Sanft und gehässig, vergewaltigt, bestohlen, geschunden, ewig die Geprellten, — aber sie waren bestimmt nicht schlechter. Das kann man wohl sagen! Wir ändern  uns nicht! Wir wechseln weder Strümpfe noch Herren noch Meinungen, oder wenn wir es tun, dann so spät, daß es nicht mehr der Mühe lohnt. Treu ist man zur Welt gekommen, und treu krepiert man! Wir sind Gratissoldaten, Allerweltshelden, sprechende Affen, gepeinigte Bramarbasse, Lustknaben des Königs Elend. Er besitzt uns. Wenn man nicht artig ist, dann drückt er zu. Immer hat man seine Fäuste an der Gurgel, das behindert am Reden, und man muß sich zusammennehmen, wenn man Wert darauf legt, zu essen ... Um nichts und wieder nichts erwürgt er einen... Das ist kein Leben...»

«Es gibt die Liebe, Bardamu!»

«Arthur, die Liebe ist das Unendliche, den Hunden preisgegeben, und ich habe meinen Stolz!» antworte ich ihm. - (reise)

Franzose (5) Der Franzose hat ein herrschendes Gefühl vor das moralisch Schöne. Er ist artig, höflich und gefällig. Er wird sehr geschwinde vertraulich, ist scherzhaft und frei im Umgange, und der Ausdruck ein Mann oder eine Dame von gutem Tone hat nur eine verständliche Bedeutung vor den, der das artige Gefühl eines Franzosen erworben hat. Selbst seine erhabene Empfindungen, deren er nicht wenige hat, sind dem Gefühle des Schönen untergeordnet und bekommen nur ihre Stärke durch die Zusammenstimmung mit dem letzteren. Er ist sehr gerne witzig und wird einem Einfalle ohne Bedenken etwas von der Wahrheit aufopfern. Dagegen, wo man nicht witzig sein kann, zeiget er eben so) wohl gründliche Einsicht, als jemand aus irgend einem andern Volke, z. E. in der Mathematik und in den übrigen trockenen oder tiefsinnigen Künsten und Wissenschaften. Ein Bon Mot hat bei ihm nicht den flüchtigen Wert als anderwärts, es wird begierig verbreitet und in Büchern aufbehalten, wie die wichtigste Begebenheit. Er ist ein ruhiger Bürger und rächet sich wegen der Bedrückungen der Generalpächter durch Satiren, oder durch Parlaments-Remonstrationen, welche, nachdem sie ihrer Absicht gemäß den Vätern des Volks ein schönes patriotisches Ansehen gegeben haben, nichts weiter tun, als daß sie durch eine rühmliche Verweisung gekrönt und in sinnreichen Lobgedichten besungen werden. Der Gegenstand, auf welchen sich die Verdienste und Nationalfähigkeiten dieses Volks am meisten beziehen, ist das Frauenzimmer. Nicht, als wenn es hier mehr als anderwärts geliebt oder geschätzet würde, sondern weil es die beste Veranlassung gibt, die beliebteste Talente des Witzes, der Artigkeit und der guten Manieren in ihrem Lichte zu zeigen; übrigens liebet eine eitele Person eines jeden Geschlechts jederzeit nur sich selbst; die andere ist bloß ihr Spielwerk. Da es den Franzosen an edlen Eigenschaften gar nicht gebricht, nur daß diese durch die Empfindung des Schönen allein können belebt werden, so würde das schöne Geschlecht hier einen mächtigem Einfluß haben können, die edelste Handlungen des männlichen zu erwecken und rege zu machen, als irgend sonsten in der Welt, wenn man bedacht wäre, diese Richtung des Nationalgeistes ein wenig zu begünstigen. Es ist schade, daß die Lilien nicht spinnen.

Der Fehler, woran dieser Nationalcharakter am nächsten grenzt, ist das Läppische, oder mit einem höflicheren Ausdrucke das Leichtsinnige. Wichtige Dinge werden als Späße behandelt, und Kleinigkeiten dienen zur ernsthaftesten Beschäftigung. Im Alter singt der Franzose alsdenn noch lustige Lieder und ist, so viel er kann, auch galant gegen das Frauenzimmer. Bei diesen Anmerkungen habe ich große Gewährsmänner aus eben derselben Völkerschaft auf meiner Seite, und ziehe mich hinter einen Montesquieu und d'Alembert, um wider jeden besorglichen Unwillen sicher zu sein. - Immanuel Kant, Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764)

Franzose (6)  Der Franzose ist ein so gut abgerichtetes Haustier, daß er keinen Zaun zu übersteigen wagt. Siehe seinen Geschmack in Kunst und Literatur.

Er ist ein Tier der lateinischen Rasse; in seinem Heim stößt er sich nicht an Schmutz, und in der Literatur ist er Kotfresser. Er ist verrückt nach Exkrementen. Die Wirtshausliteraten nennen das gallisches Salz.   - (cb)

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