nalogie
Als Übungsbeispiel für das Herausfinden
von Analogien dürfte dir folgendes Traumgesicht genügen:
Eine Frau, die schwanger ging, träumte, sie habe
einen Drachen geboren. Der Sohn,
den sie gebar, wurde ein hervorragender und namhafter Redner; denn der Drache
hat wie ein Redner eine zweischneidige Zunge. Es war das eine reiche Frau, und
der Reichtum ist der Zehrgroschen der Bildung. Eine andere hatte dasselbe Traumgesicht,
und ihr Sohn wurde ein Hierophant; denn heilig ist der Drache, heilig auch der
Myste. In diesem Fall war die Träumende die Gattin eines Priesters.
Eine dritte träumte dasselbe Traumgesicht, und ihr Sohn wurde ein hervorragender
Weissager; der Drache ist nämlich dem Apollon, dem Ur- und Vorbild aller Weissager,
geheiligt. Diese Frau war die Tochter eines Weissagers. Eine vierte hatte dasselbe
Gesicht, und ihr Sohn wurde ein zügelloser und frecher Bursche und verführte
viele Frauen in der Stadt; denn der Drache geht krumme Wege. Es war aber schon
die Mutter ein Ausbund von Geilheit und Hurerei. Eine fünfte träumte dasselbe
Traumgesicht, und ihr Sohn wurde als Straßenräuber ergriffen und geköpft, denn
der Drache wird, wenn er eingefangen wird, auf den Kopf geschlagen und endet
so. Auch dieses Weib war ganz und gar nicht ohne Fehl. Der Sohn einer sechsten,
die dasselbe Traumerlebnis hatte, wurde ein flüchtiger Sklave; denn der Drache
windet sich durch die engsten Spalten und versucht, sich den Blicken der Verfolger
zu entziehen. Die Mutter selbst war eine Sklavin. Einer siebenten träumte dasselbe,
und ihr Sohn wurde gelähmt; denn der Drache bedient sich zum Vorwärtskommen
seines ganzen Körpers, genauso wie die Gelähmten. Als die Frau dieses Traumgesicht
schaute, lag sie an einer Krankheit danieder. Es war zu erwarten, daß das während
der Krankheit empfangene und ausgetragene Kind sich nicht normal fortbewegen
würde. - (
art
)
Analogie (2) Offenbar ist die Sorgfalt,
mit der ein Insekt eine bestimmte Blume, oder Frucht, oder Mist,
oder Fleisch, oder, wie die Ichneumonien [Schlupfwespen],
eine fremde Insektenlarve aufsucht, um seine Eier nur dort
zu legen, und um dieses zu erreichen weder Mühe noch Gefahr scheut, derjenigen
sehr analog, mit welcher ein Mann zur Geschlechtsbefriedigung ein Weib von bestimmter,
ihm individuell zusagender Beschaffenheit sorgsam auswählt und so eifrig nach
ihr strebt, daß er oft, um diesen Zweck zu erreichen, aller Vernunft zum Trotz,
sein eigenes Lebensglück opfert, durch thörichte Heirath, durch Liebeshändel,
die ihm Vermögen, Ehre und Leben kosten, selbst durch Verbrechen, wie Ehebruch,
oder Nothzucht; Alles nur, um, dem überall souveränen Willen der Natur gemäß,
der Gattung auf das Zweckmäßigste zu dienen, wenn gleich auf Kosten des Individuums.
- (
wv
)
Analogie (3) Wie hatte Astolfo es angestellt, allein ganz Afrika zu erobern? Astolfo glaubt an die Analogien, die die Wörter zwischen den Dingen herstellen, und sein Beschützer, der Evangelist Johannes, weiß - wenn er es ist, der die Apokalypse geschrieben hat -, daß die ganze Welt aus Metaphern besteht.
Welche Hindernisse stellen sich einem in den Weg, der ein Heer von Äthiopien an die libysch-algerische Küste fuhren will? Vor allem der Wind, der Sandstürme in der Wüste erzeugt. Aber sagen wir nicht, daß der Wind sich erhebt? Also brauchen wir nur dorthin zu gehen, wo der Wind liegt und schläft. Und sagen wir nicht, daß der Wind bläst? Wenn ein Luftstrom einen Schlauch aufbläst, bleibt er darin gefangen.
Astolfo geht zu der Höhle, in welcher der Südwind Notos schläft, und spannt einen Ziegenschlauch vor den Eingang. Als Notos am Morgen erwacht und hinauswill, bleibt er in dem Schlauch hängen. Astolfo kehrt mit dem gefangenen Südwind zurück und setzt seine Truppen in Marsch. Lange Reihen von Soldaten und Kamelen und Elefanten durchqueren die Wüste, ohne daß sich ein einziges Sandkorn erhebt.
Nächste Schwierigkeit: In Nubien gibt es keine Pferde. Solange man durch
die Wüste zieht, sind Kamele und Elefanten das, was man braucht, aber wenn man
ins Atlasgebirge kommt und zum Sturm auf die Küstenstädte ansetzen muß, dann
brauchte man eine Reiterarmee, die sich wie eine Lawine über Biserta ergießt...
Wie eine Lawine?... Astolfo steigt auf eine Bergeshöhe und fängt an, mit den
Füßen Steine loszutreten, die den Hang hinunterrollen. Jeder rollende Stein
bringt weitere Steine ins Rollen, und so kollern sie polternd den Hang hinunter,
hüpfen und springen wie Fersen, buckeln und bocken wie Kruppen, tänzeln und
karakolieren wie Hufe, schon bilden sich Beine und Schwänze und Hälse, schon
erheben sich Mäuler und Mähnen und helles Gewieher... - (
rol
)
Analogie (4) Gleich wie der Rabe
einem toten Menschen zuerst die Augen aushackt und sich danach ans Hirn macht,
verhält sich die Liebe, die kraft der Augen verführt
und hinterher den Verstand raubt. -(
loe2
)
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