Aber alles Menschliche steht unter Phaëtons Fluch. Und es geschieht, was nicht geschehen darf: sie kippen um, sie gleiten aus, sie fallen herab, und da ist denn auch alles dahin. Es gibt kein wiedergewonnenes Gleichgewicht. Gleichgewicht kann nicht »verloren gehen«. »Wiedergewonnenes« Gleichgewicht ist ein Kompromiß. Nie läßt sich darüber hinwegkommen, daß es einmal verloren worden war. Man weiß ja darum. Wissen aber ist Nachsicht. Und das Große verschmäht jegliche Nachsicht. Es bedarf ihrer nicht, es verachtet sie. Wie sollte Großes bestehen vor nachsichtigen Blicken ? Großes tanzt großartig zwischen nackten Schwertern. Kein Tritt geht fehl. Wenn einer fehlgeht, dann ist alles aus, alles.
Auch Brummell, der selbstverständlich Schwebende,
stürzte von der leicht rollenden Kugel herab. Und als er gestürzt
war, erwies er sich als schamlos wie
alle Gefallenen. Er versucht, die Kugel wieder zu besteigen.
Umsonst. Er sieht sich nach Stützen um. Sein Anzug ist in Unordnung
geraten. Welch ein kläglicher Anblick! Phaëtons Sturz
war immerhin das rauschende Niederflammen eines Meteors. Aber
ein Phaeton, der sich wieder zu erheben krampfhaft bemühte? Herbei,
gemeine Lacher! Jetzt ist es an euch, in die feisten Hände zu
klatschen und euch den Bauch zu halten vor spöttischem Vergnügen.
Vor gefallener Größe ist jeder Hohn statthaft.
Mitleid? Mitleid kann nicht allzu lange
über die Schadenfreude hinwegtäuschen. - Richard von Schaukal,
Vorwort zu: Barbey d'Aurevilly, Von Dandytum und von G. Brummell.
Nördlingen 1987 (Greno 10/20 7, zuerst ca. 1844)
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