Wiederhabenwollen  Eines Tages schickte die Mutter das Mädchen los, um Innereien zu besorgen, konnte ihr aber kein Geld mitgeben, weil keines im Hause war. Das Mädchen ging also zum Fleischer, bekam jedoch nichts, weil der ihr keinen Kredit geben wollte.

Mit hängendem Kopf verließ sie den Laden, weil sie sich nun mit leeren Händen auf den Heimweg machen mußte. Als sie an einem Friedhof vorüberging, kam ihr in den Sinn, dort ein wenig zu verweilen. Zwischen den Gräbern grübelte sie eine Weile, und auf einmal fiel ihr ein, sie könne doch einem am Vortag beerdigten Leichnam die Eingeweide herausnehmen, denn ihm würden sie doch nichts mehr nützen, während sie und die Mutter damit ihren Hunger stillen konnten. Und so setzte sie den Gedanken in die Tat um.

Als sie nach Hause kam, war die Mutter glücklich, nahm die Eingeweide, säuberte und zerhackte sie und briet sie ihnen zum Abendessen. Zufrieden wie sie waren, überfiel sie nach dem Essen die Schläfrigkeit, und sie gingen zu Bett.  

Sie waren gerade eingeschlafen, als ein unheimliches Geräusch sie weckte und sie eine Stimme rufen hörten: »Gib mir die Eingeweide zurück, die du aus meinem Grab gestohlen hast!«

Das Mädchen schrie: »Ach, Mütterchen, wer kann das bloß sein?«  - Spanische Hunger- und  Zaubermärchen.  Hg. José Maria Guelbenzu.  Frankfurt am Main  2000  (Die Andere Bibliothek 183)

 

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