üchtigung  Der Alte sah die vier muskulösen Milizsoldaten auf sich zukommen. Zuerst verstand er nicht, was man von ihm wollte, und dann rollte er die blutunterlaufenen Augen wie ein altes erschrecktes Tier, das noch nie geschlagen worden war. Er leistete keinen eigentlichen Widerstand, aber er wußte auch nicht, wie er's anstellen sollte, um den Akt der Gerechtigkeit möglichst schmerzlos über sich ergehen zu lassen.

Die Milizsoldaten zerrten ihn an den Falten des Schurzes. Zwei wollten ihn unbedingt auf die Knie zwingen, und die andern befahlen ihm wieder, sich flach auf den Bauch zu legen. Schließlich einigte man sich darauf, ihn mit aufgehobenem Schurz auf den Boden zu legen, und er empfing auf den Rücken und das schlaffe Hinterteil eine Tracht Prügel mit einem geschmeidigen Stöckchen, über die ein kräftiger Esel noch acht Tage lang vor Schmerzen gebrüllt hätte. Er krümmte sich vor Schmerz, und der feine Sand spritzte, mit Blut vermischt, unter seinem Bauch weg, er spuckte Sand beim Brüllen und sah aus wie eine riesige schwangere Dachshündin, die man nach Herzenslust quälte. - (reise)

Züchtigung (2)  Bartholomäus fragte ihn  und sprach: In welcher Weise züchtigst du die Seelen der Menschen?

Und Beliar antwortete: Welche Züchtigung soll ich Dir nennen? Die der Heuchler, der Verleumder, der Possenreißer, der Habsüchtigen, der Ehebrecher, der Zauberer, der Wahrsager, derer, die an uns glauben oder die all derer, die ich jage?

Da antwortete ihm Bartholomäus: Sag mir alles, doch fasse Dich kurz!

Da schlug Beliar seine Zähne aufeinander, und ein Rad tauchte aus dem Abgrund auf mit einem Schwert darauf, und das Schwert hatte Rinnen und strahlte Feuer aus.

Da fragte ihn Bartholomäus: Was ist das für ein Schwert?

Und Beliar antwortete: Dieses Schwert ist für die Schlemmer bestimmt. In diese Rinne werden sie gelegt, weil sie in ihrer Schlemmerei zu jedem Laster neigen. In die zweite Rinne aber kommen, die ihre Nächsten heimlich verleumden. Die dritte Rinne ist für die Heuchler und für alle jene, die ich zu Fall bringe.

Sprach Bartholomäus: All das vollbringst du selbst?

Er aber antwortete: Vermöchte ich selbst ausgehen, würde ich alle Welt binnen dreier Tage ins Verderben stürzen.   Doch ich und sechshundert meiner mächtigsten Gefolgsleute sind gefangen. Aber es stehen uns behende Diener zur Seite, denen wir Aufträge geben. Wir rüsten sie mit einer Angel aus, die reich an Widerhaken ist, und schicken sie auf die Jagd nach Menschenseelen.  Denn  durch mannigfache Lockungen sind die Menschen  verführbar:   Trunksucht,  Gelächter, Verleumdung, Heuchelei, Vergnügungen, Hurerei und alles, was die Menschen schwach macht.

Laß mich dir auch die Namen meiner Gefolgsleute nennen: Mermeoth ist der Engel des Hagels, und er trägt den Hagel auf seinem Haupt und meine Diener senden ihn, wohin sie wollen. Und andere walten über dem Schnee und über dem Blitz und über dem Donner, und sooft ein Geist aus unserer Mitte ausgehen will, sei es über Land oder über Wasser, dann senden diese Engel feurige Steine und setzen unsere Glieder in Brand.

Da sprach Bartholomäus: Verstumme, Drache des Abgrunds!

Doch Beliar sprach weiter: Ich werde dir noch vieles über die Engel mitteilen. Einige durchziehen miteinander die himmlischen, irdischen und unterirdischen Bezirke und ihre Namen sind Mermeoth, Onomatath, Duth, Melioth, Charuth, Graphathas, Hoethra, Nephonos und Chalkatura.

Doch da unterbrach ihn Bartholomäus und sprach: Verstumme du und falle in Ohnmacht, damit ich zu meinem Herrn flehen kann. - Das Evangelium nach Bartholomäus, in: Die andere Bibel. Hg. Alfred Pfabigan. Frankfurt am Main 1990

Züchtigung (3)   Sie  vernahmen ein dumpfes Brausen und ein rauhes Getöse, welches sich über alle die Täler hinzog. Don Quijote sprang auf und griff zum Schwert, und Sancho versteckte sich hinter dem Esel und deckte sich auf beiden Seiten mit dem Waffenbündel und mit dem Sattel seines Tieres; er zitterte vor Furcht, während Don Quijote vor Bestürzung starr war. Von Minute zu Minute nahm das Getöse zu und kam näher heran zu den beiden angstbeklemmten Männern oder, richtiger gesagt, zu dem einen, denn von dem andren weiß man ja, wie mutig er war. Die Sache war nun die, daß etliche Leute einen Haufen von über sechshundert Schweinen zum Verkauf nach dem Markte trieben und mit diesen gerade jetzt des Weges zogen; und das Lärmen und Tosen, das Grunzen und Schnauben war so heftig, daß Don Quijote und Sancho ganz taub davon wurden und gar nicht wußten, was es nur sein könnte. Die riesige Herde der Grunzer kam in gedrängter Schar heran, und ohne der Würde Don Quijotes oder Sanchos die geringste Beachtung zu schenken, stürzten die Tiere über beide hinweg, zerstörten Sanchos Verschanzungen und warfen nicht nur Don Quijote zu Boden, sondern gaben ihm auch noch Rosinante zur Begleitung. Die dichtgedrängte Masse, das Grunzen, der Sturmschritt, in dem die unsaubern Bestien heranstürzten, warf den Eselssattel, die Rüstungsstücke, den Grauen, Rosinante, Sancho und Don Quijote unter- und übereinander, hierhin und dorthin aufs Feld. Sancho stand wieder auf, so gut er es vermochte, bat seinen Herrn um das Schwert und sagte ihm, er wolle ein halbes Dutzend von diesen Herren und ihren unverschämten Schweinen umbringen, denn jetzt war ihm klargeworden, was für eine Art von Tieren es war. Don Quijote sprach zu ihm: „Laß sie laufen, Freund, diese Schmach ist die Strafe meiner Sünden, es ist eine gerechte Züchtigung des Himmels, daß einen fahrenden Ritter, der besiegt worden, die Schakale fressen, die Wespen stechen und die Schweine mit Füßen treten."

„Dann muß es auch eine Züchtigung des Himmels sein", versetzte Sancho, „daß die Schildknappen besiegter Ritter von Mücken gestochen, von Läusen gefressen und von Hunger angefallen werden. Wenn wir Schildknappen die Söhne der Ritter wären, denen wir dienen, oder doch sehr nahe Verwandte, dann wäre es nicht zu verwundern, daß wir für ihre Sünden büßen müssen bis ins vierte Geschlecht. Aber was haben die Pansas mit den Quijotes gemein? Nun gut, jetzt wollen wir es uns wieder bequem machen und wollen das wenige, was von der Nacht übrig ist, schlafen. Gott wird es Morgen werden lassen, und es wird uns schon wieder gut gehen."   - (don)

Züchtigung (passive)  "Mein Arsch wurde zehn- oder zwölfmal hintereinander abgeküßt und abgeleckt, die Intervalle wurden durch Klapse auf seinen Arsch ausgefüllt. Als seine Haut endlich scharlachrot geworden war, begann sein Schwanz sich zu erheben. Und ich muß gestehen, daß er eines der schönsten Werkzeuge war, die ich je in Händen gehabt habe, denn er gab es mir in eine Hand und befahl mir, ihn abzuwichsen und dabei mit der andern Hand fortzufahren, ihm den Arsch zu klatschen." — „Entweder täusche ich mich," sagte der Bischof, „oder wir sind jetzt beim Kapitel der passiven Züchtigung angelangt."  - (sad)

Züchtigung (5)  Die Times vom 6. April 1855 berichtet  den gerichtlich gewordenen Fall der Tochter eines sehr begüterten Schottischen Baronets, welche ihr Pferd höchst grausam, mit Knüttel und Messer, gepeinigt hatte, wofür sie zu 5 Pfund Sterling Strafe verurtheilt worden war. Daraus nun aber macht so ein Mädchen sich nichts, und würde also eigentlich ungestraft davon gehüpft seyn, wenn nicht die Times mit der rechten und empfindlichen Züchtigung nachgekommen wären, indem sie, die Vor- und Zunamen des Mädchens zwei Mal, mit großen Buchstaben hinsetzend, fortfahren: »Wir können nicht umhin, zu sagen, daß ein Paar Monate Gefängnißstrafe, nebst einigen, privatim, aber vom handfestesten Weibe in Hampshire applicirten Auspeitschungen eine viel passendere Bestrafung der Miß N. N, gewesen seyn würde. Eine Elende dieser Art hat alle ihrem Geschlechte zustehenden Rücksichten und Vorrechte verwirkt: wir können sie nicht mehr als ein Weib betrachten." - Arthur Schopenhauer, Preisschrift über die Grundlage der Moral (1840)
 
 

Erziehungsmittel Strafe

 

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