pannung
Rauschgifte wie Kokain und vor allem Heroin vermitteln ebenfalls
einen zum Wahnsinn treibenden Eindruck von etwas nahe Bevorstehendem, den ich
andeutungsweise wiedergebe - aber nicht definiere -, wenn ich von einer Art
abstrakter Spannung spreche, welche sich unabhängig von jedem Objekt selbst
speist, einer Hochspannung, die eine immer weitergehende Steigerung erträumt
und nichts als diese Steigerung selbst ist, die den Höhepunkt ersehnt. Aber
mehr noch als beim Opium herrscht bei diesen Rauschmitteln nur Einsamkeit, Leere,
vergeblicher Taumel, und es kommt nicht einmal zu dieser Fast-Begegnung
mit sich selbst, die manchmal stattfindet, wenn man die aus den Samen des
Schlafmohns gewonnene Substanz oder den Rückstand konsumiert, den sie nach ihrer
Verbrennung im Pfeifenkopf hinterläßt. Und wie könnte ich mit den sicherlich
subtilen, aber selbstsüchtigen und eiskalten Freuden, welche mir diese Drogen
schenkten (in, um die Wahrheit zu sagen, so seltenen und ängstlichen Versuchen,
daß ich mich lieber nicht auf sie berufe), die fieberhafte Suche nach einem
Delir vergleichen, das nur dann befriedigen kann, wenn auch das lebendige Objekt
befriedigt wird, das die Quelle dieses Delirs ist? - Michel Leiris, Die Spielregel 2. Krempel. München 1985
(zuerst 1955)
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