teigerung Turlendu besaß als ganzes Vermögen nur eine Laus. Er ging in ein Haus und bat, man möge ihm doch seine Laus aufbewahren.
»Legt sie nur auf den Tisch«, bekam er zur Antwort.
Nach einigen Tagen kam er zurück, um sie abzuholen.
»Lieber Turlendu, unser Huhn hat die Laus aufgefressen.«
»Ich klage, ich schreie, daß alles bebt, bis Ihr mir Euer Huhn dafür gebt!«
»Schreit nicht und klagt nicht; nehmt das Huhn und macht, daß Ihr fortkommt.«
Turlendu nahm das Huhn und ging in ein anderes Haus.
»Guten Tag, Turlendu. Kommt herein und wärmt Euch auf.«
»Mir ist nicht kalt. Ich möchte Euch fragen: Würdet Ihr mir vielleicht dieses Huhn aufbewahren?«
»Aber gewiß; setzt es nur in den Hühnerstall.«
Nach einigen Tagen kam er zurück, um es abzuholen.
»Lieber Turlendu, neulich ist Euer Huhn in den Schweinestall gefallen, und unser Schwein hat es gefressen.«
»Ich klage, ich schreie, daß alles bebt, bis Ihr mir Euer Schwein dafür gebt!«
»Klagt nicht und schreit nicht; nehmt das Schwein und macht, daß Ihr fortkommt.«
Er nahm das Schwein und ging in ein anderes Haus.
»Guten Tag, Turlendu; kommt herein und wärmt Euch auf.«
»Mir ist nicht kalt; ich möchte Euch fragen: Würdet Ihr mir vielleicht dieses
Schwein aufbewahren?« ....... - Französische Märchen. Hg. Ré Soupault.
Düsseldorf u. Köln 1967
Steigerung (2) Eduard
Volhard, ein Frobenius-Schüler, unterscheidet in seinem Standardwerk
über den Kannibalismus (1929) profane, gerichtliche,
magische und rituelle Merkmale dieses Greuels. Er behandelt
also das Thema, allerdings mit Übergängen, in einer gewissen Steigerung. - Ernst Jünger,
Zwei Mal Halley. Stuttgart 1987
Steigerung (3)
Steigerung (4) Bitsi studierte
noch immer das Gesicht. «Ich habe mal einen gehabt, der genauso ausgesehen hat.
So vor zwei, drei Jahren. Irgendein Verrückter hatte ihm ein Gebräu aus Stechäpfeln
zurechtgekocht, um seine Zeugungskraft zu steigern,
und daran ist er dann gestorben.» - Tony Hillerman, Wolf ohne Fährte.
Reinbek bei Hamburg 1995
Steigerung (5) Den Riten- und Bewegungs-, den Rhythmus-Trancen stehen die pflanzenentbundenen Steigerer und Rauscherzeuger gegenüber, ihre Verbreitung ist weit universaler. Mehrere Millionen Erdbewohner trinken oder rauchen indischen Hanf, unzählige Geschlechter, durch zweitausend Jahre. Dreihundert Millionen kauen Betel, die großen Reisvölker würden eher auf diesen als auf die Arekanuß verzichten, mit Kauen aufhören heißt für sie sterben. Die drei größten Weltteile erregen sich durch Koffein; in Tibet rechnet man die Zeit nach einer Tasse Tee und ihrer Wirkung; Tee fand man bei den Überresten prähistorischer Menschen. Chemische Stoffe mit Gehirnwirkung, Verwandler des Bewußtseins - erste Wendung des Primitiven zum Nervensystem. Wie er die Wirkung entdeckte, ist rätselhaft. Ein Urtrieb und ein Geheimnis liegt hier vor. Unter tausend Wurzeln, Sträuchern, Bäumen, Pilzen, Blüten - diese eine! Wahrscheinlich starben unzählige den Gifttod, ehe die Rasse am Ziel war: Steigerung, Ausweitung - provoziertes Leben.
Karawanen mit Opium durchziehen die Wüste, Sykone wird umgetauft in Mekone,
das heißt Mohnstadt. Auf dem Sarg der schlafenden Ariadne neigt sich über sie
der bärtige Gott, der Schlafgott, der Mohnköpfe und das Mohnhorn trägt. Die
Königin der Inkas nannte sich nach der wunderbaren Pflanze Erythroxylon coca:
Mama Cuca; den Götzenbildern wird als Zeichen ihrer Göttlichkeit die eine Backe
mit Cocablättern gefüllt. - Gottfried Benn, Provoziertes Leben (entst.
1943)
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