Situation, vorrevolutionäre  ›Einstweilen sind bei uns noch nicht die nötigen Vorbedingungen für den organisierten revolutionären Kampf vorhanden. Erst wenn der Süden und Recife sich erheben, können auch wir mitziehen. Aber wir müssen sogleich eine Atmosphäre von Haß und Ressentiment schaffen, die den Aufstand begünstigt, und das eben ist durch Ihr aggressives Verhalten gegen den Bischof geschehen.‹

›Meinen Sie terroristische Aktionen? Morde inbegriffen?‹

›Jawohl, warum nicht? Hat in Rußland nicht auch alles so angefangen? Eine gewisse Duldsamkeit, ein fauler Friede ist das Programm aller Gruppen, welche die Macht innehaben, Der Friede dient in bestimmten Augenblicken nur dazu, die bestehende Ordnung zu stützen, was in unserem Fall die Erhaltung von Ungerechtigkeit und Bosheit bedeutet. Deshalb muß mit dem Töten beginnen. Im übrigen haben ja die Todesfälle unter uns schon begonnen mit der Ermordung des Sakristans und des Paters . . .‹

›Und der Ihres Bruders‹, schloß Arésio. ›Haben Sie vielleicht die drei umgebracht?‹

›Nein‹, sagte Adalberto und erblaßte noch mehr. ›Aber ich habe die anonymen Briefe geschrieben, welche diesen Todesfällen ihren Sinn gegeben haben. In unserem Falle sind die Morde moralisch gerechtfertigt, denn sie sind eine Reaktion auf all das, was die Mächtigen den Schwachen zugefügt haben. Außerdem werden diese Gewalttaten noch gewalttätigere Reaktionen nach sich ziehen, und wenn dieses Klima gute drei Jahre anhält, wird es Rächer in hinreichender Anzahl geben, um der Revolution Dauer zu verleihen. Nutzen wir die Verwirrung im Ort! Wenn Sie mitziehen, habe ich Mut, den Richter, den Präfekten und den Pater umzubringen.‹

›Und was soll dann kommen?« fragte Aresio fast gegen seinen Willen neugierig, so als studierte er nur den Charakter seines Gesprächspartners.

›Was dann kommen soll?‹ sagte Adalberto wie im Fieberwahn. ›Das reinigende Blutbad und die Sonne der Gerechtigkeit für alle.‹ Er erhob sich aus dem Bett, in dem er sich bis dahin halb liegend aufgehalten hatte, und fügte hinzu: ›Erst nach diesem Blutbad werden wir wirklich anfangen, eine Nation zu sein. Eine geeinigte und starke Nation, die imstande ist, der blonden Bestie, die uns das Blut aussaugt, entgegenzutreten und sie zu besiegen.‹  - (stein)

 

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