Klytaimnestra (Constanze Becker) nach dem Blutbad. Sieht
aus wie ein Schlussbild,
dabei hat die Inszenierung gerade vor drei Minuten
begonnen
Mein Vater Atreus und mein Onkel
Thyestes stritten um den Thron von Argos. Onkel wurde
verbannt, doch eines Tages von Vater zum angeblichen Versöhnungsmahl eingeladen.
Dazu schlachtete, briet und servierte mein Vater zwölf von Onkels Kindern, also
meine Vettern. Onkel fand die Finger seiner Kinder auf dem Grund der Schüssel,
würgte sie wieder aus, verfluchte das Geschlecht
meines hohnlachenden Vaters, die Atriden. und wurde mit seinem letzten Sohn,
Aigisthos, der noch in den Windeln lag, wiederum verbannt.
Ich erbte den Thron von Vater, heiratete Klytaimnestra, die mir drei Kinder
gebar: Iphigenie, Elektra und Orest. Die Erste opferte ich schweren Herzens
für Segelwind nach Troja, in den Krieg um Helena. Meine Frau hat mir das nicht
verziehen und sich in meiner Abwesenheit meinen Cousin
Aigisthos zum Liebhaber genommen. Als ich nach zehn
Jahren siegreich heimkehrte, erschlugen mich die beiden
in der Badewanne. Mein Sohn
rächte den Gattenmord, indem er seine Mutter und ihren
Liebhaber umbrachte. - Ulrich Seidler, Berliner Zeitung vom 25. September
2006
Blutbad (2) Von allen Seiten
des Ungeheuers ergoß sich die rote Flut wie Bäche einen Hang hinunter. Schon
wälzte sich der Leib in seiner Qual nicht mehr durch Salzwasser, er wälzte sich
durch das Blut, das achteraus ein ganzes Stück weit strudelte und kochte. Die
Sonne, die schräg über diese Blutlache auf dem Meer hinspiegelte, warf einen
Widerschein davon auf das Gesicht der Leute, so daß sie einander alle wie Rothäute
anglühten. Und die ganze Zeit über drang ein Strahl weißen Qualms nach dem andern
stoßweise aus den Blaslöchern des Wals, und aus dem Mund des erregten Steuermanns
eine heftige Rauchwolke nach der andern, dieweil dieser nach jedem Wurf die
verbogene Lanze an der daran befestigten Leine einholte und sie immer wieder
mit ein paar raschen Schlägen gegen den Steven geradeklopfte, um sie ein Mal
übers andre dem Wal in den Leib zu schießen. -
(mob)
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