chweinehandel
Die Deutschen hatten tatsächlich einen bilateralen Handelsvertrag
mit China abgeschlossen, der ihnen den chinesischen Markt für ihre Schweineproduktion
öffnete. Schweine! Er hatte das nicht ernst genommen,
er war maßgeblich daran beteiligt gewesen, alle Versuche zu boykottieren, einen
Gemeinschaftsvertrag der Union mit China zustande zu bringen, er hatte Privilegien
für das Vereinigte Königreich verteidigen wollen und die Konsequenzen nicht
absehen können. Dieser Kai-Uwe Frigge hatte doch tatsächlich recht gehabt! Die
Turbulenzen am Finanzmarkt London City waren beträchtlich und hatten den Wechsel
wichtiger Fonds nach Frankfurt beschleunigt. Auf Grund von Schweinen! Morland
war fassungslos gewesen. Welche enorme ökonomische Bedeutung es hatte, dass
China auch den Schlachtabfall von Schweinen importieren wollte, war ihm völlig
unverständlich gewesen. Die Iren hatten in den Zeiten
der Hungersnot um ein paar Pence Schweinefüße gekauft und stundenlang ausgekocht,
das war elendes Essen in der größten Misere, und Schweineohren
hatte in London der Butcher den Stammkunden für ihre Hunde geschenkt. Und der
Schweineschädel - nun ja. In das Maul eines toten
Schweins hatte er seinen Penis gesteckt, als Initialritus
für die Mitgliedschaft im Oxforder Bullingdon Club, der exklusiven Studentenverbindung
für Zöglinge aus den besseren Familien. - Robert Menasse, Die Hauptstadt.
Berlin 2017
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