chweinekopf 

 Schweinekopf

  - A. Paul Weber, nach: Otto Baur, Bestiarium Humanum. Gräfeling vor München 1974

Schweinekopf (2)

Schweinekopf (3)  Pater Sebastianus erzählt, dass auch der heilige Blasius enthauptet wurde. Zuvor steckte man ihn jedoch in den Kerker, da er einer Frau geholfen hatte, die zu ihm gekommen war, weil ein Wolf ihr einziges Schwein geholt hatte. Blasius sagte: Kümmere dich nicht, und schon bald kam der Wolf und brachte das Schwein zurück. Als diese Frau nun hörte, dass Blasius im Kerker saß, da schlachtete sie das Schwein und sandte Blasius den Kopf und die Füße. Blasius aß beides. Ich frage mich, ob Blasius den Schweinekopf und die Schweinefüße aß, weil er sonst verhungert wäre, oder ob er sie aß, um einer anderen Versuchung zu entgehen. Warum schickte ihm die Frau gerade diese abscheulichen Teile, die ich nur einmal bei unserem Italienurlaub in einer Metzgerei gesehen habe, aber niemals beim Metzger Funk in der Gaugasse, auch nicht beim Metzger Sandel in der Weihergasse oder bei dem Metzger gegenüber, dessen Namen ich nicht kenne, weil wir dort nie einkaufen, vielleicht weil der Laden so unfreundlich aussieht und oft auch der Metzger selbst hinter der Theke steht in seinem blaugestreiften Kittel mit den Blutspritzern. Bisher dachte ich immer, die Metzger würden den Schweinekopf und die Füße wegwerfen, weil sie zu eklig sind und man sie nicht essen kann. Aber vielleicht schickten die Metzger ihre Schweineköpfe in die Klöster zu den Heiligen. Und wer heilig werden will, der muss Schweineköpfe und Schweinefüße essen und noch vieles andere mehr erleiden, von dem normale Menschen nichts ahnen. Blasius wurde aus dem Kerker geholt und an einen Balken gehängt. Dann kamen die Diener des Fürsten und rissen ihm das Fleisch mit Eisenkämmen vom Leib. Die Eisenkämme stelle ich mir wie Rechen vor, nicht wie den Eisenkamm, den Achim hat und der in der Sonne funkelt, wenn er sich damit kämmt. Ich hatte einmal einen Kamm, aus dem ein versenkbarer Eisenstift als Stiel herauskam, der sogar im Boden stecken blieb, wenn man ihn wie ein Messer warf. Während der Heilige Blasius an dem Balken hing, kamen sieben Frauen, die jeden Tropfen seines Blutes aufsammelten. Der Fürst ließ die Frauen packen. Die Frauen aber sagten: Wenn wir deine Götter verehren sollen, dann lass sie zum Teich bringen, damit wir sie dort waschen und anbeten können. Der Fürst freute sich zuerst, doch sobald die Götzenbilder am Teich aufgestellt waren, stießen die Frauen sie einfach ins Wasser. Da war der Fürst wütend und schlug sich selbst und ärgerte sich über die Frauen, die sagten: Wenn es richtige Götter gewesen wären, dann wären sie nicht untergegangen und hätten unsere List schon vorher bemerkt. Das war zu viel für den Fürsten.

Er ließ siedend heißes Blei, eiserne Kämme und sieben Eisenpanzer auf die eine Seite legen und sieben weiche Hemden aus Leinen auf die andere. Jetzt sollten die Frauen wählen. Doch eine der Frauen, die zwei Kinder hatte, nahm die Hemden und warf sie in einen Ofen. Die Kinder wuss-ten, was jetzt passieren würde, und deshalb riefen sie: Lass uns nicht allein, sondern nimm uns mit, damit wir den süßen Himmel kosten, wie vor nicht allzu langer Zeit deine Milch. Als die Frauen dann auch aufgehängt wurden und mit den eisernen Kämmen das Fleisch heruntergerissen bekamen, da kam anstatt des Blutes Milch. Und ihr Fleisch war auch nicht rot, sondern weiß. Dann wurde der Ofen noch heißer gemacht, und die Frauen wurden von den Balken losgebunden und in das Feuer geschoben. Doch das Feuer erlosch. Ich musste bei der Gruppe Frauen an Christiane, Gabi und Marion denken und wie fürchterlich es sein musste, mit zerrissener Haut in einem Ofen zu sitzen, egal, ob das Feuer nun ausging oder nicht, und war deshalb richtig erleichtert, als die Frauen endlich enthauptet wurden. Dann wandte sich der Fürst wieder Blasius zu. Der sollte nun, wie vorher die Götzenbilder, in den Teich geworfen werden und ertrinken. Doch als er das Kreuzzeichen machte, da trocknete der Teich völlig aus. Da hetzte ihm der Fürst 65 Mann nach, doch die Fluten kehrten zurück und rissen alle in den Tod. Da wurde auch Blasius enthauptet. Mit dem Enthaupten ist immer Schluss. Das Enthaupten hat etwas Endgültiges. Gegen das Enthaupten ist selbst Gott machtlos. Enthauptet kann man nur noch ohne Kopf bis zu seiner Grabstelle laufen, das ist alles. - (raf)

Schweinekopf (3) Eine Frau träumte, ihr ;Liebhaber mache ihr einen Schweinskopf zum Geschenk. Sie begann einen Widerwillen gegen ihn zu empfinden und gab ihm schließlich den Laufpaß; denn das Schwein ist unempfindlich für Liebe. - (art)

Schweinekopf (4)
 

Schwein Kopf Tierkopf

 

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