Schattengesichter   Er öffnete das Gartentor, und eine große Motte flog ihm ins Gesicht. Dann trat er in den Garten und stellte sich den Feinden entgegen.

In schwarzen Hauben und Handschuhen säumten sie die Gartenwege und standen quer übers Gras. Er warf sich in die Brust und stieg tapfer die Stufen hinauf. Er konnte die Schattengesichter nicht erkennen, aber sie sahen sein Gesicht sehr wohl, denn es war umrahmt vom Licht der offenen Tür. Er dachte an das Sommerhäuschen am Morgen, freundlich, lichtbestäubt, und an den Koffer mit dem Schatz. Er trat hinaus an den Rand der Wiese, und weil sein Herz so laut klopfte, konnte er den Warnruf der Baume nicht hören. Als er vortrat, knicksten die Schatten und traten ein wenig zurück und machten ihm den Weg frei zur Finsternis, die am allerschrecklichsten war.

Dann blieb er stehen, denn er fürchtete sich noch mehr, als er es je für möglich gehalten hätte. Um ihn herum krümmte sich der Garten, und die Mauern und die Bäume schössen in die Höhe, so daß der Himmel vor seinen Augen verschwand. Das spitze Dach des Sommerhäuschens schoß wie ein Zauberhut hinauf in die Dunkelheit. Der Junge wagte nicht, hinter sich zu schauen, denn er wußte, daß er von Feinden umringt war, daß sie Arm in Arm hinter seinem Rücken warteten. Sehr bald würden sie sich anschleichen, als wollten sie ganz unschuldig Ochs am Berg spielen, und einer würde ihm eine Kapuze über den Kopf stülpen. Er wartete und wartete, und noch immer passierte nichts, nur die Bäume, die Mauern und der schiefe Turm stiegen langsam m den Himmel. Er konnte sie nicht sehen, denn er hielt jetzt die Hände vor die Augen. Der Kreis schloß sich um ihn. Er hörte, wie ihre Schritte durch das zerfranste Gras gingen, und wie ihre Gewänder über die feuchte Erde wischten.

Er warf den Kopf in den Nacken und starrte geradewegs in die Augen des größten Schattens. Eine ganze Weile starrte er. Dann lächelte er seinen Freund, den Schatten, an und breitete die Arme aus. Vom Wind sprang die Tür des Sommerhäuschens auf, und er sah, daß der Koffer offen auf dem Boden und voller Feuer war. Die Edelsteine ergossen sich in silbernen, goldenen und blauen Strömen. Der Garten leuchtete von ihren Farben.

Er breitete die Arme noch weiter aus, und die Steine sprangen bis an seine Brust. Er lächelte den stummen Wächtern zu, und sie wagten nicht, ihm m die Augen zu schauen. Langsam schmolzen sie dahin, und mit ihnen schmolzen die Bäume.  - (echo)

Gesicht Schatten

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