enaissancepapst  Als Kardinal galt der 1487 in Rom zur Welt gekommene Giovanni Maria del Monte, der seine Karriere als päpstlicher Kammerherr unter Julius II. begonnen hatte, als rechter Bruder Leichtfuß. Einen schönen Knaben, den er Simia nannte, hatte er auf der Straße aufgelesen und zu seinem  Affenwärter  gemacht. In seiner Villa Julia genoß er mit ihm und Nichte Ersilia die etwas derberen Freuden des Lebens. Dank der französischen Faktion wurde er zum Papst gewählt und machte als erstes den 17jährigen  Simia,  der weder lesen noch schreiben konnte, zum Kardinal. Als darüber im Konsistorium ein Murren anhob, schimpfte Julius: »Potta di dio! Was habt ihr denn an mir gefunden, daß ihr mich zum Papste machtet?« Er fuhr fort, Simia mit einträglichen Pfründen zu beschenken, und übertrug ihm schließlich sogar das Staatssekretariat.

Julius III. scheute die überflüssigen Mühen des Amtes und widmete sich lieber den angenehmen Seiten des Lebens eines Renaissancepapstes. Die Freuden der Tafel schätzte er so, daß er die notwendigen Diätgebote seiner Ärzte mit pontiflkaler Autorität mißachtete. Schweinefleisch war ihm wegen seiner Gicht verboten, aber wenn es ihn gelüstete, befahl er: »Del porco, al dispetto di Dio! - Schweinsbraten her, Gott zum Trotz!« Sein Jähzorn war gefürchtet. Als man ihm einmal kalt gewordene Pfauenbrust in Mandelteig servierte, brach ein Donnerwetter über die Dienerschaft herein, das bei der Desertion eines päpstlichen Heeres kurz vor der Schlacht angemessen gewesen wäre. Ein hoher Besucher fragte ihn, ob er seinen Zornesausbruch nicht bedauere. Der Papst antwortete: »Hat sich Gott nicht selbst über einen Apfel so erzürnt, daß uns darüber das Paradies weggenommen wurde?«

Julius förderte besonders die Literaten, am liebsten die jungen hübschen, aber auch den alten Aretino, den er wegen seiner erotischen Dichtkunst fast zum Kardinal ernannt hätte. Der Kardinal della Casa widmete Julius - nicht ohne entsprechenden Grund - sein berühmtes »Loblied auf die Sodomie«. - Albert Christian Sellner, Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006 (Die Andere Bibliothek 260)

 

Papst Renaissancemensch

 

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