utztier Wer über Menschen herrschen will, sucht sie zu erniedrigen; ihren Widerstand und ihre Rechte ihnen abzulisten, bis sie ohnmächtig vor ihm sind wie Tiere. Als Tiere verwendet er sie; wenn er es ihnen auch nicht sagt, in sich hat er immer Klarheit darüber, wie wenig sie ihm bedeuten; seinen Vertrauten gegenüber wird er sie als Schafe oder Vieh bezeichnen. Sein letztes Ziel ist es immer, sie sich einzuverleiben< und auszusaugen. Es ist ihm gleichgültig, was von ihnen übrigbleibt. Je ärger er ihnen mitgespielt hat, um so mehr verachtet er sie. Wenn sie zu gar nichts mehr nutze sind, tut er sie beimlich ab wie seinen Kot und sorgt dafür, daß sie die Luft seines Hauses nicht verpesten.
Nicht in all seinen einzelnen Stadien wird er diesen Prozeß vor sich zu identifizieren
wagen. Die Herabwürdigung der Menschen, die er sich verschafft, zu Tieren mag
er, wenn er kühne Äußerungen liebt, vor seinen Vertrauten noch zugeben. Aber
da er seine Untertanen nicht in Schlachthäusern schlachten läßt und auch nicht
zur faktischen Nahrung seines Leibes verwendet, wird er leugnen, daß er sie
aussaugt und verdaut. Es ist im Gegenteil er, der ihnen zu essen gibt. So leicht
ist es, am Kern dieser Vorgänge vorbeizusehen, seit der Mensch auch Tiere hält,
die er nicht gleich oder gar nicht tötet, da sie ihm zu anderem nützlicher sind.
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(cane)
Nutztier (2) Ist an diesem Insekt noch etwas zu retten? Plinius schreibt, er schäme sich eigentlich, von «gewissen Dingen» zu reden, aber das müsse eben auch einmal gesagt sein: Die Wanze sei zwar häßlich, man ekle sich vor ihr, aber sie sei doch als exzellentes Mittel gegen den Schlangenbiß zu gebrauchen; sogar das Fleisch von Hühnern, die Wanzen gefressen hätten, sei gegen den Biß der Schlange Aspis heilsam. Gegen Schlafsucht seien sieben Wanzen in einem Becher Wasser (für Kinder nur vier Wanzen, bitte!) sehr wirksam. «So hat Mutter Natur selbst den kleinsten Geschöpfen unermeßliche Kräfte gegeben», meint Plinius.
Zu erinnern ist auch daran, daß es neben der Hauswanze noch
hübsche, schön gefleckte Gartenwanzen gibt, so etwa die rot und schwarz gezeichnete
Flügellose Feuerwanze (Pyirhocoris apterus), die an Pflanzen saugt und
Aas frißt, aber, auch wenn sie in Mengen unter alten Linden herumkriecht, niemanden
beißt. Die Kotwanze (Reduvius personatus) trägt zwar wiederum einen üblen
Namen, aber ihre Larve räumt im Haus mit Silberfischchen, Asseln, Flohlarven
und sogar Bettwanzen auf. Und nicht vergessen sei die vierzehn Millimeter lange
Saumwanze (Syromastes marginatus), die lieblich nach Äpfeln
duftet. - (
schen
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