Münzhandel  «Wir haben einen Tip bekommen, wissen Sie, und wir denken daran, Ihnen hier Polizeischutz hineinzusetzen. Irgend jemand - wir wissen noch nicht, wer - hat sich auf Münzhändler spezialisiert.»

«Wem sagen Sie das? Wissen Sie, wie oft ich schon ausgeraubt worden bin? Bevor ich das Fenster einsetzen ließ, wurde ich dreimal im Monat überfallen! Aber ich brauche jetzt keinen Polizeischutz mehr.»

«Warum nicht?» Freddy lächelte und schob die Hand in die Jackentasche mit dem Revolver. Seine Finger schlössen sich um den geriffelten Griff.

«Wegen Pedro.» Wulgemuth drehte sich um. «Pedro!»

Die Tür an der hinteren Wand flog krachend auf. Ein kleiner, breitschultriger, dunkelhaariger Mann kam herein. Mit einem doppelläufigen Schrotgewehr zielte er auf Freddys Brust. Sein dunkles, ernstes Gesicht war ausdruckslos.

«Er hat Sie die ganze Zeit durch das Guckloch in der Tür beobachtet.» Wolgemuth lachte. «Schon gut, Pedro. Das hier ist Detective Sergeant Moseley. Er ist von der Polizei.»

Pedro ließ sein Schrotgewehr sinken und wandte sich wieder der Tür zu. Als er sich umdrehte, zog Freddy seinen .38er aus der Tasche und schoß ihm in den Rücken. Pedro flog mit dem Gesicht voran durch die offene Tür in den hinteren Lagerraum. Das Gewehr fiel klappernd auf den Fliesenboden, aber es löste sich kein Schuß. Freddy sah noch auf Pedro hinunter und überlegte, ob er noch ein zweites Mal auf ihn feuern sollte, als Wolgemuth mit einer schwungvollen Bewegung eine Machete unter der Ladentheke hervorholte. In weitem Bogen ließ er sie auf Freddys linke Hand niedersausen, die noch auf dem Münzetui lag. Freddys kleiner Finger, der Ringfinger und der Mittelfinger wurden am zweiten Glied sauber abgetrennt. Die Wucht des abwärtsgerichteten Hiebes trieb die Klinge in den Lederdeckel des Etuis. Freddy schoß Wolgemuth ins Gesicht. Die Kugel schlug ein rundes Loch dicht unter seiner Nase. Mit einem gurgelnden Laut stürzte Wolgemuth nach hinten. Er war tot, noch bevor seine Glatze auf dem Fliesenboden aufschlug.

Für einen langen Augenblick stand Freddy da und starrte verständnislos auf die bloßliegenden, blutigen Knochen seiner linken Hand. Zuerst war die Hand taub, aber dann durchzuckte ihn ein stechender Schmerz, der zwischen Hand und Ellbogen hin und her jagte. Die Stümpfe seiner Finger bluteten, allerdings nicht so stark, wie er erwartet hätte. Er wickelte sein Taschentuch um die verletzte Hand, hob die kunststoffbeschichtete Klappe hoch und ging hinter die Theke. Er versuchte den mannshohen Wandsafe zu öffnen, aber das Kombinationsschloß war versperrt. Er zog die Kassenschublade hinter der Theke auf und fand einige Banknoten von unterschiedlicher Höhe und Hartgeld in mehreren Fächern. Freddy ließ den Revolver in die Jackentasche gleiten und raffte die Zehner und Zwanziger zusammen. Mit der unverletzten Hand drehte er Wolgemuths Leichnam um und nahm ihm die Brieftasche ab. Freddy stopfte Brieftasche und Geldscheine in die Innentasche seiner Jacke und ging zur Tür.

Die Tür ließ sich nicht öffnen.  - Charles Willeford, Miami Blues. Reinbek bei Hamburg 1994

 

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