eer ausgehen  Mitten im Gewühl des Empfangsraums, die Stimme von Madame übertönend, die die letzten Fetzen ihres Redeschwalls herausbrüllte, und auch die Quengeleien der Mädchen, war plötzlich aus heiterem Himmel von oben her endloses Gelächter zu hören. Zuerst achtete niemand darauf, weder Madame, noch die Mädchen, noch die vier Subjekte von Klienten, auch Begalone nicht. Als das Gelächter aber nicht aufhörte, fingen alle an, die Ohren zu spitzen. Madame hinter ihrem Pult begann, ein paar argwöhnische Blicke nach oben zu werfen, dann steckte sie das Geld in die Kasse, das sie, während sie mit der Dienerin rumschrie, ununterbrochen nachzählte, ging zur Treppe hinaus und schaute nach oben. Auch die Mädchen wurden still und stellten sich, ihre Tüllschleier hinter sich herziehend, um sie herum. Fettwülste rollten unter ihrer nach Puder und Bratfett riechenden Haut. Die Burschen von Panigo standen ebenfalls auf und drängten vor die Türe, lehnten sich an den Türpfosten oder aneinander. Hinter ihnen drängten sich die anderen Kunden und dahinter, als letzter, Begalone. Alle reckten die Hälse, um zu sehen, was da los war.

Die da so lachte, stand immer noch auf der dritten Treppe, die unter der kleinen Gewölbedecke über dem Absatz verschwand, wo der ausgefranste Läufer aufhörte. Langsam, ganz langsam kam sie jetzt aber die Stufen runter. Immer wieder mußte sie stehenbleiben, weil sie sich nach hinten bog oder sich über ihrem Bauch krümmte, um besser lachen zu können. Sie lachte so laut, daß man sie bis auf die Straße hören konnte, aber dieses Lachen kam nicht von Herzen: sie machte haha-ha-ha-hah, und zwar ziemlich lange, dann hörte sie auf und fing mit dem Ha-haha-ha-hah einen Ton höher an, was klang, als hätte diese Irre sich die Gurgel verstopft. Endlich kam sie auf dem Treppenabsatz an, und dort blieb sie wieder stehen, um sich vor dem auf dem unteren Treppenabsatz versammelten Publikum vor Lachen auszuschütten. Eine Weile lang sahen sie ihr mit offenem Mund zu, wie sie sich da oben bog und krümmte, obwohl sie überhaupt keine Lust mehr dazu hatte, aber gerade deshalb nur noch lauter und unbändiger lachte.

»Darf man mal wissn, warum de eigentlich so lachst, du Großmaul du!« rief einer der Kerle. Sie blickte ihn an, dann die anderen, und sofort lachte sie ihnen mitten ins Gesicht.

»Warum lachste nich über deine Klimperfuffi!« rief einer.

Sie drehte sich wieder zur Treppe, die man nicht sehen konnte, und ohne mit dem Lachen aufzuhören, schrie sie: »Los, Mann, nu beeil dich schon, oder brauchste etwa 'ne Kinderschwester?« — Da tauchte auch Alduccio neben der Sizilianerin auf dem Treppenabsatz auf und versuchte noch, das letzte Loch in seinem Hosengürtel zu finden.

»Geh dir 'n Glas Rotwein mit verschlagenen Eiern trinken!« sagte sie wieder unter lautem Prusten.

»Leck mich doch«, sagte Alduccio halblaut zu sich selber und fand endlich das richtige Loch in seinem Gürtel. Die Sizilianerin kam langsam die mit dem Läufer belegten Stufen runter und stützte sich mit einer Hand an die Wand, um besser lachen zu können, während Alduccio hinter ihr herkam, als wollte er sich  hinter ihr verstecken. Die anderen unten, die inzwischen begriffen hatten, worum es ging, lachten ebenfalls, aber ein bißchen diskreter. Und zwischen ihren Kichereien brummelten sie: »Mann, die verwichste Schachtel, was soll 'n das ganze Theater?« - Sie aber prustete wieder los, aber vollkommen lustlos und eigentlich auch nur, um die anderen zu ärgern, wobei sie sich fast die Kinnlade ausrenkte. — »Erst hatteste 's ungeheuer eilig«, fuhr sie fort, »und dann läßte mich leer ausgehn! Ha-ha-ha-ha-hah!« - »Woher soll ich 'n die Kraft nehmen bei dem leeren Magen?« stotterte Alduccio zu seiner Rechtfertigung, aber so leise, daß nur er selbst es hören konnte. Inzwischen waren sie auf dem untersten Treppenabsatz angekommen, wo die anderen standen. Die Sizilianerin mit ihrem hysterischen Gelache bahnte sich einen Weg durch die an der Türe Stehenden und ging in den Empfangsraum, während Alduccio, der nicht wagte, die anderen anzusehen, schwarz vor Wut, sofort die letzte Treppe runterlief und durch die Haustür verschwand. - (rag)

 

Verteilung Verlierer

 

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