undeauslaufgebiet Natürlich braucht so ein Hund Auslauf. Am meisten Auslauf hat er im Grunewald, denn hier, rund um Krumme Lanke, Schlachten- und Grunewaldsee, erstreckt sich das mit 800 Hektar größte Hundeauslaufgebiet Europas. Hundeauslaufgebiet heißt zunächst einmal nichts Anderes, als dass der Hund, sofern der Besitzer ihn unter Kontrolle hat, ohne Leine laufen darf, was in den brandenburgischen Wäldern zum Beispiel generell verboten ist. Hamburg hat vier Hektar Hundeauslaufgebiet und Wien als besonders waldreiche Stadt 82 - also gerade mal zehn Prozent des Gebietes im Berliner Grunewald. Weil das dem SPD-Stadtentwicklungssenator Strieder ein bisschen übertrieben vorkam, wollte er es verkleinern. Seitdem gilt er unter Hundebesitzern als Hundehasser. Wie auch der Revierförster und eigentlich die gesamte Forstverwaltung, was schön deshalb nicht ganz stimmen kann, weil viele Förster natürlich auch einen Hund haben. Jedenfalls hat die Sache dann eine gewisse Eigendynamik entwickelt: Nicht wenige sagen, es herrscht eine Art Krieg im Grunewald.
Die Fronten verlaufen dabei immer ein bisschen anders. Meistens geht es darum,
dass sich Hundebesitzer irgendwie von höherer Stelle
schikaniert fühlen. Auf der anderen Seite gibt es natürlich immer wieder Spaziergänger,
die völlig humorlos reagieren, nur weil ihnen Rex, frisch
gebadet in der Krummen Lanke, an den hellen Mantel gesprungen ist. Vielleicht
hat ihnen aber auch Rocky seinen Ast kräftig gegens Knie geknallt und dann hat
Rockys Herrchen irgendwo aus dem Dickicht gerufen: "Schauen Sie ihm nicht
in die Augen, sonst wird er böse!",
was genau genommen ein interessanter Satz ist. Oder ein paar hysterische Mütter
drehen durch, nur weil ihr Jonas oder ihre Sylvie gerade mal halb so groß wie
die Dogge ist, die sie gerade (in rein spielerischer Absicht) überrannte. Der
häufig anzutreffende Satz "Halten Sie doch Ihr Kind fest!" ist aus
Sicht des Hundehalters verständlich, denn im Grunde braucht so ein Hund schon
auf Grund seiner Konstitution natürlich deutlich mehr Auslauf als ein Kleinkind.
Außerdem sind im Grunewald nun einmal mehr Hunde als Kinder. Zu überlegen wäre
also durchaus, ob nicht eher das Kind an die Leine gehört. - Andreas Wenderoth,
Tagessspiegel v. 12./13. Juli 2003
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