Hereinschauen  »Schweigen Sie doch«, sagte sie, während ihr Gesicht sich abscheulich verzerrte, »schweigen Sie! Er kommt! ...«

Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen zeigte sie auf das Fenster. Es war draußen stockfinster geworden. Aber hinter dem geschlossenen Fenster konnte ich undeutlich die Silhouette eines Pferdes unterscheiden, und ich hörte ein dumpfes Wiehern.

»Ruhig, Charlotte, seien Sie doch ruhig. Das ist bloß ein Pferd, das ausgerissen ist und vom Geißblatt frißt.«

Aber im selben Augenblick öffnete sich das Fenster wie durch einen Windstoß; ein längliches Gesicht mit sarkastischen Zügen, das ein riesiger, spitzer Hut krönte, beugte sich ins Zimmer und fing leise an zu lachen, während das pfeifende Geräusch von wildgewordenen Uhren die Luft durchbohrte. Erst starrte er mich an, dann Charlotte, die totenblaß war. Danach schloß sich das Fenster wieder, mit einer heftigen Bewegung.

»Ach, warum bin ich zu dieser Bruchbude zurückgekehrt!« rief ich verzweifelt.

Und in meiner Aufregung wollte ich mir die Haare raufen, mußte aber zum erstenmal in meinem Leben zugeben, kahl zu sein. - Erckmann/Chatrian, Meister Tempus. In: Phantastische Welten, Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1984

 

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