üterabwägung
Im Jahre 1579 ermordete ein Schankwirt zu Toulouse einen seiner
Gäste und verscharrte ihn heimlich in seinem Keller, ohne daß jemand im Hause
etwas davon bemerkte. Kurz darauf beichtete er den
Mord und erzählte dem Beichtvater alle dabei vorgefallenen Umstände. Die Verwandten
des Ermordeten stellten indes alle möglichen Nachforschungen an und ließen endlich
nach vielen fruchtlosen Erkundigungen für denjenigen, der ihnen Nachricht von
der vermißten Person geben würde, öffentlich eine große Belohnung aussetzen.
Der Beichtvater, durch den Reiz dieses Versprechens in Versuchung geführt, gab
ihnen insgeheim Nachricht, man brauche nur im Keller des Schankwirtes zu suchen,
so werde man den Leichnam des Ermordeten finden. Man fand ihn auch wirklich;
der Wirt wurde in Haft genommen und bekannte die Tat auf der Folter. Aber er
behauptete beständig, daß sein Beichtvater der einzige Mensch auf der Welt sei,
durch den er habe verraten werden können. Das Parlement zu Toulouse erkannte
mit größter Mißbilligung den unrechtmäßigen Weg, wodurch man den Verbrecher
zur Tortur gebracht hatte, und erklärte ihn so lange für unschuldig, bis man
andere Beweise als die Anzeige des Priesters gegen ihn beibringen würde. Dieser
aber wurde verurteilt, daß er am Galgen sterben und sein Körper verbrannt werden
solle. So nachdrücklich sorgte dieses weise Tribunal für die Sicherheit eines
so wichtigen Sakraments. - (
pit
)