eller,
Leiche im Ich bin Schlägereien immer feige ausgewichen und
habe nie jemand getötet. Oder doch? Ich entsinne mich
nun, daß ich dann und wann träumen mußte, es läge im Keller oder im Garten unter
einem Busch verscharrt, nicht sehr tief - nein, nicht unter einem Busch, sondern
unter einem Haufen vermoderter, glitschiger Bretter, die an einer Mauer aufgestapelt
waren -, eine Leiche. Es quälte mich und ich lebte
in dauernder Angst, daß man sie finden könnte. Einmal müssen sie es auch entdeckt
haben; denn ich sollte hingerichtet werden. Es war
am Stadtrand inmitten von Schrebergärten. Es waren mehrere gutgekleidete Herren
anwesend. In nicht allzuweiter Ferne standen die Vorstadthäuser wie eine Mauer.
Ich wies den Staatsanwalt mit beschwörender Stimme auf das hin, was ich schon
geleistet hätte. Was ich damit meinte, kann ich nicht sagen. Und auf das, was
ich noch leisten würde. Welch eine lächerliche Szene! Welch ein erbärmlicher
Mangel an Stolz! Ich sehe noch, wie er mit den Achseln
zuckte, und wie mein Verteidiger mich anblickte und kaum merklich den Kopf
schüttelte. Es ist nicht zu schildern, was ich bei dieser kleinen Bewegung empfand.
Ach, daß man nicht genau sagen kann: Dies und das habe ich nicht getan. Denn
vielleicht habe ich es doch getan und bin mir dessen nur nicht bewußt geworden.
Plötzlich aber wird es offenbar, daß man gar nicht derjenige ist, der immer
nach der Sitte aller lebte und sich bemühte, nicht anders zu handeln, als man
es von ihm verlangte. Dann bricht das ganze Scheingebäude zusammen und man steht
ohne einen Halt da. Doch das gehört nicht hierher. Wenn ich noch länger darüber
rede, wird mir sogar der Name dieser Leiche auf die
Lippen kommen. Das wäre entsetzlich. - Hans Erich Nossack, Nekyia. Bericht
eines Überlebenden. Frankfurt am Main 1961 (BS 72, zuerst 1947)
Keller,
Leiche im (2) Oufiri hat sieben- bis achtmal mit dem Bajonett
auf N'Gustro eingestochen, der an seinen Füßen aufgehängt war und im Rhythmus
der Stöße hin und her pendelte.
Das Blut spritzte, aber der Maréchal ist mit seinen Quadratlatschen rechtzeitig
zurückgetreten, und der dicke Lehmboden hat die roten Lachen aufgesogen. Oufiri
hat Jumbo und seine Handlanger herbeigerufen. Sie haben die Leiche aus dem Keller
geschafft und in einem Feld verscharrt und über der Grube sorgfältig die Rüben
wieder eingepflanzt. - Jean-Patrick
Manchette, Rette deine Haut, Killer. Bergisch Gladbach 1990 (zuerst 1971)
Keller,
Leiche im (3)
Keller,
Leiche im (3)