emüt  Die weibliche Luft und das schwebende Wasser hat aus dem Feuer die Reifung und aus der allerreinsten Luft den Geist genommen, und die Natur hat zu dem Bilde des Menschen den Leib hervorgebracht.

Aber der Mensch ist aus dem Leben und dem Lichte zur Seele und zum Gemüt geworden, aus dem Leben zu einer Seele und aus dem Lichte zu einem Gemüte, und wurde also über alle Glieder der empfindlichen Welt bis an das Ende des Umkreises herrschend und gebärend.

Nun höre auf die Rede, die du gerne hören willst, nachdem der Umkreis war angefüllt, wurde nach dem Rat GOTTES von allen Dingen der Bund aufgelöst, denn alle Tiere, die Mann und Weib sind, wurden zugleich mit dem Menschen aufgelöst und das eine Teil wurde männlichen und das andere Teil aber weiblichen Geschlechtes.

Und GOTT sprach durch sein heiliges Wort von nun an: Wachset in Wachstum und vermehret euch in der Vermehrung, alle ihr Geschöpfe und Werke, und der das Gemüt in sich hat oder verständig ist, der erkenne sich selbst, dass er unsterblich sei und wisse, dass die Liebe zu dem Leibe die Ursache des Todes sei, und erkenne alle Eigenschaften.

Und als GOTT dieses hatte gesprochen, hat die Vorsehung durch das Schicksal und die Zusammenstimmung die Vermengung eingeführt und die Gebärung eingesetzt, und alle Dinge sind in ihrem Geschlechte vermehrt worden, und der sich selbst hat erkannt, der ist in das Gute (welches über alles Gute ist) gekommen, aber der aus Verleitung der Liebe den Leib hat geliebt, der bleibt in der Finsternis irrend und leidet empfindlicherweise das, was des Todes ist.

Ich sprach, was haben die Unwissenden so hart verschuldet, dass sie der Unsterblichkeit beraubt werden?

O du! Es scheint, dass du dasjenige nicht hast verstanden, was du gehört.

Ich habe dir zwar nicht gesagt, dass ich's verstehe, ich verstehe es aber dennoch und erinnere mich desselben.

Wohl dir, wenn du es verstanden hast.

Ei, lieber sage mir, warum sind diese des Todes würdig, die in dem Tode sind, ist's darum, weil vor dem Leibe eine traurige Finsternis vorhergeht, aus welcher die feuchte Natur und aus derselben der Leib in der empfindlichen Welt gemacht ist, woraus der Tod entsteht?

Dieses hast du nun recht verstanden: Aber wie kommt der zu GOTT, der sich selbst erkennt, wovon das Wort GOTTES spricht?

Ich sagte: Weil der Vater aller Dinge, aus welchem der Mensch gemacht ist, aus Licht und Leben besteht.

Wie sprichst du so? GOTT und der Vater, aus welchem der Mensch geboren, ist Licht und Leben: Wenn du deshalb wirst lernen, wie du aus Licht und Leben bestehst, so wirst du wieder in das Leben eingehen, also sprach Poimandres.

Aber sage mir dennoch, sprach ich, wie soll ich in das Leben eingehen? O mein Gemüt! Denn GOTT sprach: Der Mensch, der das Gemüt hat, erkenne sich selbst haben denn nicht alle Menschen das Gemüt?

Wie sprichst du so! Denn ich, das Gemüt, komme allein zu den Heiligen, Guten, Reinen, Barmherzigen und die gottesfürchtig leben, und meine Gegenwart ist ihre Hilfe, also dass sie von Stund an alles erkennen und in Liebe den Vater bitten und ihm Dank, Lob und Preis sagen und ihre Liebe zu ihm alleine richten, und ehe sie den Leib an ihren Tod über geben, die Sinne hassen, weil derselben Werke ihnen wohlbekannt sind.

Ja, ich, das Gemüt, lass es nicht zu, dass solche verfallene Wirkungen des Leibes zum Ende gebracht werden: Ich schliesse gleich einem Türwächter den Eingang vor den bösen Lüsten zu und schneide ab die Gedanken der schändlichen Werke.

Aber von den Unverständigen, Bösen, Untugendhaften, Neidischen, Geizigen, Totschlägern und Gottlosen bin ich weit entfernt, ich übergebe dieselben dem Straf-Geiste, der sie, die Schärfe des Feuers brauchend, empfindlicherweise verletzt und zu Unordnungen noch mehr waffnet, wodurch sie grössere Strafe empfangen und hören nicht auf, aus unersättlichen Lüsten und Begierden im Finstern zu tappen solchergestalt verdirbt und peinigt er sie mit mehr und mehr Überhäufung des Feuers über sie. - Corpus Hermeticum

Gemüt (2)  Das sollen wir wissen, daß wir, allein durch den Glauben und unsere kräftige Imagination, eines jeglichen Menschen Geist in ein Bild mögen bringen. - - Man bedarf keiner Beschwörung, und die Ceremonien, Cirkelmachen, Rauchwerk, Sigilla [kleine Figuren] u. s. w. sind lauter Affenspiel und Verführung. - Homunculi [künstliche Menschlein] und Bilder werden gemacht u. s. w. - - - in denen werden vollbracht alle Operationen, Kräfte und Wille des Menschen. - - - - Es ist ein so großes Ding um des Menschen Gemüth, daß es Niemand möglich ist auszusprechen: wie Gott selbst ewig und unvergänglich lst, also auch das Gemüth des Menschen. Wenn wir Menschen unser Gemüth recht erkennten, so wäre uns nichts unmöglich auf Erden. - Paracelsus, nach: Schopenhauer, Über den Willen in der Natur. Zürich 1977

Gemüt (3)  Jede kleine, eng zusammengesparte Menschengruppe erlangt eine gewisse schützende Wärme gegen das Draußen, gegen all jene unbekannten Ängste, von denen die Außenwelt voll ist. Eine merkwürdige psychische Wesenheit - wie eine große flaumige, gefiederte Hühnerbrust - wird in solchen Augenblicken heraufbeschworen, unter die sich diese ganzen Einzelwesen kauern, in die sie eintauchen, unter der sie vereint werden. Jedes menschliche Geschöpf ist für jedes andere menschliche Geschöpf ein Schrecken. Die Gemüter der Menschen sind wie unbekannte Planeten, die aufeinandertreffen und zusammenprallen. Jeder von ihnen birgt gezackte Steilhänge, zersplitterte Felsgipfel, gräßliche Spalten, schwelende Vulkane, versengte und versengende Wüsten, brennend heißen Sand und schlimme Kerker, hinter deren vergitterten Fenstern wahnsinnige und furchterregende Gesichter hervorspähen. Jedes menschliche Augenpaar ist ein Zollhaustor in einen vollkommen fremden Hafen, eine Hafenstadt, deren Hütten und Paläste, deren Irrenanstalten und Spitäler, deren Marktplätze und Heiligenschreine Schrecken und Bedrohung wie auch Versprechen und Glücks Verheißung darstellen! Doch wenn einmal eine kleine Personengruppe lange genug beisammen ist, werden die Wachtposten dieser Zollhaustore zurückgezogen. Jedes Individuum in solch einer Gruppe spürt dann, daß es frei durch die Bereiche dieser anderen abgeschlossenen Festungen streifen kann! Es braucht nicht unbedingt einen Schritt zu tun. Wichtig ist, daß die Tore zu unbekannten Straßen nicht mehr vor Bajonetten starren, nicht mehr von »schrecklichen Gesichtern« und »feuerspeienden Waffen« übersät sind.  - (cowp)

Gemüt (4) Der Wille hat in der Brust des Menschen ein Gezelt, das Gemüt, Es wird vom Intellekte, vom Willen und jeder Seelenkraft in der diesen eigenen Stärke angehaucht, und sie alte erwärmen und verbinden sich in diesem Gezelte. Wieso? Regt sich das Zornvermögen oder wird es aufgeblasen, dann entsendet es in dieses Gezelt Rauch und vollbringt die Zornestat. Rührt sich die schmähliche Lust, dann wird der Brand der Wollust in dem ihm eigenen Stoffe entzündet, und auch der Mutwille erhebt sich damit, der zu dieser Sünde gehört; all dies vereinigt sich in diesem Gezefte. Es gibt jedoch auch eine andere, eine liebwerte Freude, die vom Heilige Geiste in diesem Gezelte entfacht wird. Die Seele nimmt sie voll Jubel und Glauben auf und vollbringt in himmlischer Sehnsucht ein gutes Werk. Es gibt auch eine Art Traurigkeit, die hier aus den Säften um die Galle Lähmung entstehen läßt. Sie erzeugt im Menschen Verstimmung, Verhärtung und Halsstarrigkeit und drückt die Seele nieder, wenn sie nicht durch die schnell herbeieilende Gnade Gottes herausgerissen wird. Weil in dieses Gezelt widrige Dinge hereinstürmen, so wird es oft durch Zorn und andere todbringende Ursachen erregt, welche die Seele morden und große Zerstörungen und Verderbnis anrichten. - (bin)

 

Gefühle



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