angart Kopf
und Füße so weit sie auch im physischen Verstand voneinander liegen, so nah
liegen sie sich doch im moralischen und psychologischen, Freude und Traurigkeit
zeigen sich kaum so bald an der Nase, die doch kaum 3
Zoll von der Seele wegliegt, als in den Füßen, ich kann
dieses täglich an meinem Fenster bemerken, wo ich deutlich an den Füßen der
Studenten sehen kann ob sie aus einem Collegio kommen oder in eines zu gehen
willens sind, jenes an der platt auffallenden Sohle, die den Hunger
der regierenden Seele verrät, dieses an dem schmachtenden Schritt, wo Absatz
und Zehen etwas langsamer nacheinander auf zu liegen kommen, der allemal ein
Zeichen der kurz vorhergegangenen Sättigung ist. Bei
denen Studenten, wo ich nichts dergleichen bemerken konnte, habe ich nach der
Hand fast allemal erfahren, daß sie zugleich in ein Kolleg gehen und aus einem
kommen. -
(
licht
)
Gangart
(2) Bewege mich in verschiedenen Gangarten durch die Räume.
Stelle mir dabei Tiere vor. Ein Schleichen,
Schlängeln, Schlüpfen, Schleifen.
Mein Körper wie ein mit Knochen und Gedärm gefüllter Sack, für den weder Öko-,
Papier- noch Restmülltonne zuständig sind: Weiter also bis zur ewigen Müllhalde.
Mittelalterliches Lebensgefühl, alttestamentarisch von Unbill des Lebens gepeitscht
und gezeichnet. Mit zwanzig schon zahnlos Brotsuppe schlürfen, Pestbeulen und
Abszesse, wie soll sich da ein Denken entwickeln? (Vielleicht das einzige Glück.)
Ein Kriechen, Krauchen, Krabbeln, Krümmen. Ich
als Schöpfung und Gesamtheit in der evolutionär-atavistischen Springprozession
des Lebens. Vermeide das Schlafzimmer. Halte den Kopf gesenkt, bis es mir in
den Ohren nach Meeresbrandung rauscht. Versuche, auf dem inneren Wellenkamm
mitzureiten und schneller zu denken als ich (in) Worte fassen kann. Ersetze
Sätze durch Städte- und Ländernamen. Venezuela. Altstedten. Schon zögere ich.
(Tiefere Bedeutung?) Drehe mich in die andere Richtung. Vermeide das Bad. Caracas.
- (raf)
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