rheiterung   »Deine Geschichte ist töricht, weiser Mann!« - sprach der König. »Denn wie ließe sich das Vielerlei der Materie durch das Einerlei des Mangels ersetzen? Sind ein Felsen und ein Haus ein und dasselbe? Kein Felsen aber und kein Haus, diese beiden können gleiche Form annehmen und erscheinen demnach gleichsam als ein und dasselbe.«

»O Herr« - verteidigte sich der Weise - »es gibt vielerlei Nichts.. .«

»Wir werden ja sehen, was passiert, wenn ich dir den Kopf abschlagen lasse« — sagte der König. »Wird nachher seine Abwesenheit zur Anwesenheit? Was meinst du?« Und der Monarch lachte scheußlich und winkte den Schergen. »O Herr!« - rief der Weise, schon umklammert von ihren stählernen Fäusten. »Du geruhtest zu lachen, also hat dich meine Geschichte heiter gestimmt, und du solltest mein Leben schonen, wie du versprochen hast!«

»Nein, ich selbst habe mich erheitert« - sagte der König. »Es sei denn, du unterstütztest meinen Einfall: Bist du aus freien Stücken mit dem Köpfen einverstanden, so erheitert mich dieses Einverständnis, und dein Verlangen wird sich erfüllen.« »Einverstanden!« - schrie der Weise.

»Nun denn, köpft ihn, da er ja selber darum bittet!« - sprach der König.

»Nicht doch, o Herr! Einverstanden bin ich, damit du mich mitnichten köpfst!«

»Du mußt geköpft werden, wenn du einverstanden bist« - erklärte der König. »Und wenn nicht, dann erheiterst du mich nicht und mußt gleichfalls geköpft werden . . .« »Nein! Umgekehrt!« - rief der Weise. »Wenn ich einverstanden bin, mußt du erheitert mein Leben schonen. Und wenn ich nicht einverstanden bin .. .«

»Schluß damit!« - sprach der König. »Henker, walte deines Amtes!« Das Schwert blitzte, und der Kopf des Weisen fiel. - Stanislaw Lem, Robotermärchen. Frankfurt am Main 1973 (st 2673, zuerst 1964)

Erheiterung (2) Herr de La Fayette hatte in jenem zarten Alter von fünfundsiebzig Jahren denselben Fehler wie ich. Er verliebte sich in eine achtzehnjährige Portugiesin, die im Salon des Herrn de Tracy auftauchte und sich mit seinen Enkelinnen anfreundete, den Demoiselles Georges La Fayette, de Lasteyrie, de Maubourg. Er bildete sich bei dieser jungen Portugiesin wie bei jeder andern jungen Frau ein, daß sie ihn bevorzugt behandle, er dachte nur noch an sie, und was das Spaßigste dabei war: er hatte oft allen Grund, sich das einzubilden. Sein europäischer Ruhm, die trotz ihrer scheinbaren Einfalt durch und durch feine Art seiner Äußerungen, seine Augen, die Feuer fangen, sobald sie in die Nähe eines hübschen Busens kommen, alles trägt dazu bei, ihm seine letzten Jahre zu erheitern.  - (ele)
 
 

Heiterkeit

 

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