uhm  Großgerücht, Großgeruch, Weltdurchstank, Weltwortstänkerei, Wetgeschrei (Reklame), Lobrumpelei, Preistrommelei, Marktpaukerei, Gassenkrach, Zeitungslärm. Am allerberühmtesten sind die Götter, denn sie werden von allen Gläubigen der Erde gleichzeitig angeschrien und himmelhoch über den grünen Klee gelobt, gepriesen und belärmt. Dagegen ist die ewige Menschheit völlig unberühmt, weil sie von jeher die allergewöhnlichste, also die lächerlichste, verbreitetste und bekannteste Angelegenheit dieser Erde ist. Sie ist unbeschreibar, unbelärmbar und unberühmbar, weil sie ganz ungöttlich, lustig, springlebendig, unschuldig, unwürdig und ewig ist. - (se)

Ruhm (2)  Tugendhafte und gutmütige Mittel führen zu nichts. Tatkräftigere Hebel und kunstvollere Schliche müssen ins Werk gesetzt werden. Bevor du durch Tugend berühmt wirst und ans Ziel gelangst, werden hundert andere Zeit haben, Kapriolen über deinen Rücken zu machen und vor dir ans Ziel der Bahn zu gelangen, und zwar so, daß dort kein Platz mehr für deine beschränkten Ideen übrigbleibt. Man muß verstehen, den Horizont der heutigen Zeit viel weiter zu fassen. Hast du zum Beispiel nie von dem gewaltigen Ruhm sprechen hören, den die Siege bringen? Und doch kommen Siege nicht von allein. Es muß Blut vergossen werden, viel Blut, um sie hervorzubringen und sie den Eroberern zu Füßen zu legen. Ohne die Leichen und die verstreuten Gliedmaßen, die du dort auf der Ebene siehst, wo das Blutbad klugerweise stattfand, gäbe es keinen Krieg, und ohne Krieg gäbe es keinen Sieg. Du siehst, wenn man berühmt werden will, muß man voller Anmut in die Blutströme tauchen, die das Kanonenfutter speist. Der Zweck heiligt die Mittel. Vor allem muß man Geld besitzen, um Ruhm zu erwerben. Da du aber keines hast, mußt du morden, um es zu gewinnen; da du aber nicht stark genug bist, um den Dolch zu führen, werde ein Dieb, bis deine Glieder stark geworden sind. Und damit sie schneller erstarken, rate ich dir, zweimal am Tage Gymnastik zu treiben, morgens eine Stunde, abends eine Stunde. Auf diese Weise kannst du dich schon von fünfzehn Jahren an, mit einem gewissen Erfolg, im Verbrechen versuchen, anstatt bis zwanzig zu warten. Die Liebe zum Ruhm entschuldigt alles. - (mal)

Ruhm (3)   Er spürte, wie ihn allmählich eine seltsame Begeisterung überkam: »Man spürt an etwas Besonderem, daß man ein Meisterwerk schafft, daß man ein Wundergeschöpf ist: manche haben sich mit acht Jahren als Wunderkind entpuppt, ich mit neunzehn Jahren. Dante und Shakespeare waren meinesgleichen, ich verspürte, was der gealterte Victor Hugo mit siebzig Jahren, was Napoleon im Jahre 1811 verspürt hat, was Tannhäuser im Venusberg träumte: ich verspürte den Ruhm (gloire) ... Nein, der Ruhm ist keine Vorstellung, kein Begriff, den man erwirbt, indem man feststellt, daß der eigene Name auf den Lippen der Menschen flattert. Nein, es geht nicht um das Gefühl des eigenen Wertes, um das Gefühl, man verdiene den Ruhm; nein, ich empfand nicht das Bedürfnis, nicht den Wunsch nach dem Ruhm, denn vorher dachte ich überhaupt nicht daran. Dieser Ruhm war eine Tatsache, eine Feststellung, eine Empfindung, ich hatte den Ruhm ... Was ich schrieb, war von Strahlungen umgeben, ich zog die Vorhänge zu, weil ich Angst hatte, der kleinste Spalt könnte die leuchtenden Strahlen, die von meiner Feder ausgingen, nach außen dringen lassen, ich wollte auf einen Schlag die Trennwand wegziehen und die Welt erleuchten. Diese Papiere herumliegen lassen, das hätte bedeutet, daß Lichtstrahlen bis nach China gedrungen wären und die bestürzte Menge über das Haus hergefallen wäre. Doch ich mochte noch soviele Vorkehrungen treffen, Lichtstrahlen drangen aus mir hervor und durchquerten die Wände, ich trug die Sonne in mir und konnte dieses ungeheure Blitzen meiner selbst nicht verhindern. Jede Zeile wurde in Tausenden von Exemplaren wiederholt, und ich schrieb mit Tausenden von lodernden Federkielen. Beim Erscheinen des Bandes hätte sich dieser blendende Flammenherd sicherlich noch weiter enthüllt und das All erleuchtet, er wäre aber nicht geschaffen worden, ich trug ihn bereits in mir ... Ich befand mich damals in einem Zustand unerhörten Glücks, mit einem Hackenhieb hatte ich eine wundersame Erzader entdeckt, ich hatte das umwerfendste große Los gewonnen. Ich habe in diesem Augenblick mehr gelebt als während meines ganzen Daseins.« Zur gleichen Zeit verlor Martial das Interesse an allem anderen und unterbrach nur mit großer Mühe ein wenig seine Arbeit, um ab und zu ein wenig essen zu gehen. Völlig bewegungslos war er nicht, er tat ein paar Schritte und schrieb ein wenig, aber stundenlang saß er reglos mit der Feder in der Hand, in seine Träumerei und in das Gefühl seines Ruhmes versunken. - Pierre Janet, Die psychischen Merkmale der Ekstase. In: Raymond Roussel. Eine Dokumentation. Hg. Hanns Grössel. München 1977

Ruhm (4)  Zur Zeit König Heinrichs II. war am Hofe Herr von Barbezan, genannt Saint-Amand, der sich dreimal nacheinander verheiratete. Seine dritte Frau war Fräulein bei der Frau von Monchy, der Erzieherin der Herzogin von Lothringen, die, tapferer als ihre beiden Vorgängerinnen, über sie recht behielt, denn unter ihr starb der Gatte; wie man ihn nun am Hof bedauerte und sie über seinen Verlust schmählich niedergeschlagen war, machte ihr Herr von Monpesat, der ganz vortrefflich redete, den Einwand: anstatt sie zu beklagen, müsse man sie vielmehr preisen wegen ihres Sieges über ihren Mann, von dem man sagte, daß er so stark und kräftig und wohlausgestattet wäre, daß er seine ersten beiden Frauen durch die Gewalt, mit der er es ihnen machte, ins Grab brachte; sie, die beim Kampf nicht unterlegen sei, sondern siegreich geblieben wäre, müßte für einen so schönen Sieg über einen so tapfern und robusten Kämpen vom Hofe gelobt und bewundert werden; daher müsse sie selber sehr stolz darüber sein. Was für ein Ruhm!  - (brant)

Schwindel Gerücht Nachwelt Bewunderung

 

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