heliche Abscheulichkeiten  Das Männchen hält während seiner vitalen Funktion das Weibchen eng umschlungen. Aber das unglückselige Insekt hat keinen Kopf rnehr; es hat keinen Hals und fast keinen Vorderleib mehr. Das Weibchen aber, mit der über die Schulter zurückgedrehten Schnauze, fährt ganz gemütlich damit fort, die Reste des süßen Liebhabers zu verzehren. Und dieser männliche, fest an es angeklammerte Stumpf fährt in seiner Verrichtung fort.

Ich war begierig zu erfahren, wie wohl ein zweites Männchen aufgenommen würde. Das Ergebnis meiner Untersuchung ist skandalös. In sehr vielen Fällen kann die Gottesanbeterin weder an Umarmungen noch an Gattenschmäusen genug bekommen. Nach einer Ruhepause von unterschiedlicher Dauer, seien die Eier abgelegt oder nicht, ist ein zweites Männchen genehm und wird dann wie das erste verzehrt. Ein drittes folgt ihm nach, tut seine Schuldigkeit und verschwindet, aufgefressen. Ein viertes erleidet dasselbe Schicksal. In einem Zeitraum von zwei Wochen sehe ich dieselbe Mantis bis sieben Männchen verbrauchen. Allen gibt sie sich hin, aber alle bezahlen ihren Hochzeitsrausch mit dem Leben.

"Gottesanbeterin, ihr Männchen verzehrend"

- (fab)

Eheliche Abscheulichkeiten  (2) Als es am Abend still geworden war im Haus, schnürte sie ihren Morgenmantel um die Hüften und schlich die Treppe hinab nach unten. Wunderbarerweise schlief der Goldfisch und lag gut balanciert auf ebenem Kiel in einer privaten Ecke des Aquariums. Diesmal war Mrs. Lambs Hand schnell und sicher. Mit einem scharfen Atemholen ergriff sie ihren arglosen Ehemann und trug ihn in die Küche. Dort blickte sie sich verzweifelt nach etwas um, in das sie ihn hineintun konnte - nicht den Abfalleimer, dort könnte man seine Überreste womöglich finden und das Verbrechen auf sie zurückverfolgen. Mrs. Lamb wollte einen bescheidenen, aber sicheren Sarkophag für den Leichnam ihres Mannes. Eine leere Sardinenbüchse wäre geradezu ideal gewesen. Eine Seifenschachtel wäre in diesem Augenblick eine große Hilfe gewesen. Sie erwog sogar die Möglichkeit, ihn in eine kleine Flasche zu stopfen, als Mr. Lamb sich mit einem energischen Satz in Freiheit und ins Leben katapultierte. Diesem Unterfangen war allerdings nur teilweise Erfolg beschieden. Es beförderte ihn aus Mrs. Lambs Hand auf Mrs. Lambs Bauch, wo er weiterzappelte, indes die Kordel um die Hüften seiner Frau einen tieferen Fall glücklicherweise verhinderte.

Mrs. Lamb war in keiner guten körperlichen Verfassung, und man kann ihr keine Schuld zuschieben. Mit einem nassen und entschlossenen Goldfisch, der klamm an ihrem Bauche zappelt, ist keine Frau in Hochform. Es bleibt zu bezweifeln, ob viele Männer unter diesen Umständen die Gelassenheit und Würde des eher unsensiblen starken Geschlechts bewahrt hätten.

Das Bild, das Mrs. Lamb bot, war das einer hemmungslosen Bauchtänzerin, einer, die völlig aufging in ihrem Beruf. Es war ein belebtes Bild. Noch war es unbegleitet von Ton. Kleine ekstatische Schreie, spitze Ausrufe, keuchende Geräusche lebensgefährlicher Pein fielen von den Lippen der von Zuckungen geschüttelten Dame. Dies machte das Bild komplett. Wenigstens dachte Hebe das, als sie so unter der Tür stand und den Verrenkungen ihrer Mutter beiwohnte.

Dann geschah vor den erstaunten Augen des jungen Mädchens etwas Verblüffendes. Sie sah Mrs. Lamb zu beinahe zweifacher Größe anwachsen. Sie hörte, wie ihr das Nachthemd platzte und bevor sie noch Zeit hatte zu realisieren, was geschah, sah sie ihre Mutter flach auf dem Rücken am Küchenboden liegen und ihren Vater, pitschnaß, neben ihr stehen.  - (lam)

Eheleben Verschwinden Kannibalismus
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