ekomposition
Unsere ausgelaugten Kamele warfen sich während
des letzten Wegdrittels einige Male auf die Erde. Die Menschen litten noch mehr.
Zwischen Mina und Arafat sah ich nicht weniger als fünf Männer niederfallen
und am Wegesrand sterben: sie hatten sich, völlig
erschöpft und todkrank, hinausgeschleppt, um mit dem letzten Atemzug unmittelbar
in die Glückseligkeit einzugehen. Der traurige Anblick zeigte, wie leicht
es ist, in diesen Breitengraden zu sterben; die Männer wankten, fielen, wie
durch einen Schuß niedergestreckt, und erstarrten nach einem kurzen Schüttelkrampf
marmorgleich. Die Leichen wurden behutsam aufgehoben und am selben Abend auf
einem freien Platz inmitten der Menschenmasse, die auf der Arafat-Ebene lagerte,
nachlässig begraben.
- Sir Richard Francis Burton, nach: Ilija Trojanow, Nomade auf vier Kontinenten.
Auf den Spuren von Sir Richard Francis Burton. München 2008 (zuerst 2007)
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1 Ich kann nicht anders, als zu glauben, daß aus
irgendwelchen mir unbekannten Gründen die Menschen in den wärmeren Regionen
leichter sterben als in den kälteren; gewiß ist, daß im Osten ein stilles und
schmerzloses Totenbett die Regel ist.
Im Abendlande denkt sich's seicht:
im Morgenlande stirbt sich's leicht.
(frei
nach dem ›West-östlichen Divan‹)
2 Wir begraben unsere Toten, um sie sozusagen zu erhalten; der Moslem versucht, eine rasche Dekomposition sicherzustellen, und dies macht den Friedhof zu einem ebenso gefährlichen wie unangenehmen Ort.
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