ahinter Die
Kaffeetasse ist weiß, der gute Wilde ist braun, Planck
war ein großartiger Deutscher. Dahinter (immer dieses Dahinter, allmählich muß
man einsehen, daß es der Schlüsselgedanke modernen Denkens ist) das Paradies,
die andere Welt, die mit Füßen getretene Unschuld, die man dunkel und unter
Tränen sucht, das Land Hurqalya. Wir alle suchen es auf die eine oder andere
Weise, wir alle wollen die Tür aufmachen und spielen
gehen. Und gar nicht so sehr um des Garten Eden willen, sondern bloß, um die
Düsenflugzeuge hinter uns zu lassen, das Gesicht Nikitas oder das von Dwight
oder von Charles oder von Francisco, das Aufwachen
durch den Wecker, das Sichanziehen je nach Wind und
Wetter, die mit Fußtritten in den Hintern erworbene
Pensionierung (vierzig Jahre die Hinterbacken zuklemmen, damit es weniger wehtut,
aber es tut trotzdem weh, die Schuhspitze dringt
jedesmal etwas tiefer ein, bei jedem Tritt bohrt sie sich ein wenig mehr in
den armen Hintern des Kassierers oder des Unteroffiziers oder des Literaturprofessors
oder der Krankenschwester), und wir sagten, daß der Homo sapiens die Tür nicht
sucht, um das tausendjährige Reich zu betreten (auch wenn das gar nicht schlecht
wäre, durchaus nicht), sondern nur, um sie hinter seinem Rücken zumachen zu
können und mit dem Hinterteil zu wackeln wie ein ausgelassener Hund, in der
Gewißheit, daß der Schuh des verfluchten Lebens draußen bleibt, gegen eine verschlossene
Tür donnert, und daß man nun mit einem Seufzer der Erleichterung den armen Knopf
am Arsch aufmachen kann und aufstehen und Spazierengehen zwischen all den Blumen
im Garten und sich hinsetzen und fünftausend Jahre lang eine Wolke betrachten
oder zwanzigtausend, wenn das möglich ist und niemand sich aufregt und, wenn
eine Chance besteht, im Garten bleiben und die Blümchen
ansehen. -
(ray)
Dahinter (2) Schon
in der nächsten Stunde musste er sich fragen, warum seine Antworten immer falsch
waren, während die Antworten der anderen immer richtig waren, auch wenn sie
oft nur das wiederholten, was der Teenager gerade gesagt hatte. Der Teenager
ahnte, dass es nicht um Formeln aus dem Regelheft, nicht um Vokabeln aus dem
Vokabelheft, nicht um Daten aus dem Geschichtsheft gehen konnte, sondern um
ein Dahinter, von dem alle anderen wussten, nur der Teenager nicht. Weshalb
beim Teenager auch weder Nachhilfestunden noch Drohungen halfen, auch nicht
die religiöse Unterweisung, weil er ohnehin den Beichtspiegel nur der Reihe
nach abging, ähnlich wie die ihm beigebrachten Kinderreime,
die ihm mittlerweile dabei halfen einzuschlafen, wenn er wieder einmal Bauchweh
hatte. Aber nicht nur weil er sich im rituellen Nachplappern verlor, dem Teenager
fehlten viel grundsätzlichere Kenntnisse, etwa warum man anhielt bei Rot und
weiterging bei Grün und im Schlosspark auf einer Bank saß und auf den Teich
schaute und sich erinnerte an das, was man selbst grundlos getan hatte, beim
Versuch herauszufinden, welche Gründe es hinter alldem gab. Deshalb allein lief
der Teenager so durch die Welt. Das war der Grund.
Der einzige Grund. Einen Grund zu finden, eine Begründung
für das alles, da es das, was es vorgab zu sein, unmöglich sein konnte. Denn
das wusste er. Denn darin bestand sein einziges Wissen und seine einzige Sicherheit.
Und nur deshalb wurde er müde. Und dann eben erschien die RAF. Der Teenager
hätte sie sich nicht ausdenken können, und dennoch hat er sie erfunden. Dass
man nach ihnen fahndete und ihre Bilder auf Plakaten zeigte, interpretierte
der Teenager als Zeichen von Gemeinsamkeit. Wie er hatten sie an der Tafel gestanden,
ohne ein Wort sagen zu können. - (raf)
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