nthropologie Maser
beabsichtigte, mittels einer sorgfältig programmierten Luftbeobachtungskampagne,
von oben die vielfältigen Aktivitäten zu erfassen, denen sich der zeitgenössische
Mensch hingibt, wenn ihn niemand sieht; und zwar deshalb, weil die gängigen
Werke über Anthropologie und die Varia des Menschseins diesbezüglich höchst
unterschiedliche Informationen liefern. Nach Apfel, zum Beispiel, schläft
der Mensch; nach Orolog frißt er das Gras ab oder schreibt; nach Affreschi
studiert er das Leben der Ameisen, Termiten, Holzwürmer und in besonderer Weise
den Gang der Gezeiten. Zu diesem Zweck statistischer Untersuchung hatte sich
der Hubschrauber jedoch leider nicht nur als nutzlos, sondern sogar als kontraproduktiv
erwiesen; die Maschine machte einen Lärm wie dreitausend Ventilatoren zusammen,
was dazu führte, daß bei Masers Erscheinen die potentiellen Studienobjekte,
anstatt sich beobachten zu lassen, ihre Tätigkeiten unterbrachen und ihrerseits
den Beobachter beobachteten. Überrascht von diesen indiskreten Blicken, tat
Maser so, als ob er stricken würde; und er hatte seinen ersten Pullover noch
nicht fertig, als in der anthropologischen Zeitschrift «Sperma» ein Aufsatz
über das Verhalten der Soziologen in der Luft erschien und ein anderer über
die phallische Bedeutung der Wollstrickerei von den ersten phönizischen Seefahrern
bis heute.
- J. Rodolfo Wilcock, Das Stereoskop der Einzelgänger.
Freiburg 1995 (zuerst 1972)
Anthropologie (2)
Er erfindet die Feldforschung: Fragebogen, Der Berg Náhuatl: Alles schmeckt anders, hat andere Farben, Eine Wissenschaft, die den Menschen betrachtet Die Höhle |
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Hans Magnus Enzenberger, Bernhardino de Sahagún. In: H.M.E., Die Elixiere der Wissenschaft. Frankfurt am Main 2002
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