nsichtskarte   Die Ansichtspostkarten, welche die Menschen kaufen, sehen in der ganzen Welt einander ähnlich. Sie sind koloriert; die Bäume und Wiesen giftgrün, der Himmel pfaublau, die Felsen sind grau und rot, die Häuser haben ein geradezu schmerzendes Relief, als könnten sie jeden Augenblick aus der Fassade fahren; und so eifrig ist die Farbe, daß sie gewöhnlich auch noch auf der anderen Seite ihrer Kontur als schmaler Streif mitläuft. Wenn die Welt so aussähe, könnte man wirklich nichts Besseres tun, als ihr eine Marke aufzukleben und sie in den nächsten Kasten zu werfen.  - (nach)

Ansichtskarte (2)

Gedichte auf Ansichtskarten

Gedichte des Alltags

Ein Grammophon hört man unter den Fenstern spielen:
das sind die Gedichte auf Ansichtskarten;
wie eine Tasse Tee sie dir Wärme zuspülen,
wenn das Herz will in Trauer veralten.

Seife

Wie das Herz der Mutter
löst die Seife jede Trübigkeit,
duftet als im Gärtchen Rosen duften,
schäumt wie Liebe, birst wie Leid.

Zucker

Zucker, Schneeglöckchen der Küche,
das Eis im Mai der Tasse bald ist verwichen,
Vision zertauchend im Wachen,
flüchtige Süße, Süße der Alltagssiebensachen.

Schuhkreme

Der weiße Terrorist schwarz in der Seele ist,
der Mohr prangt in weißen Helligkeiten,
die Dame macht fest das falsche Gebiß
und lächelt und lächelt alle Zeiten.

Sind Sie spät nachts aus der Bar gekommen,
soll ich Ihnen nun die Schuhe polieren?
Lassen Sie sich getrost den Boulevard bekommen,
es ist ja nicht alles Gold, was Lichter umzieren.

Wiegengabe

Gedicht aus Kirschenkompott angemacht,
Samstag früh bin ich zur Welt erwacht,
mit neuem Besen fegte man den Himmel rein,
der Storch sprach: Sollst im Herzen Mädchen sein.

- Vitezslav Nezval, nach (mus)

 

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