derlaß Die vorher bleiche Eichel sieht
nunmehro roth, wird bald aber wieder bleich, so bald nemlich das Glied wieder
schlapp worden. Ja Cowper in Myot. Append. gedencket eines gewissen Patientens, welcher einige Tage Priapismum
oder widernatürliche Steife des Gliedes gehabt, wider welche
Beschwerung viele Mittel vergebens angewendet worden, bis endlich
gedachter Schriftsteller die Blutader, welche über den Rücken des
Gliedes läufet, hat öffnen lassen, und viel Blut abgezapffet, darauf
sich dieses Übel gar bald verlohren. - Johann
Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften
und Künste,
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Aderlaß (2)
Aderlaß (3) Ein Chirurgus trat ein und schlug dem armen Giglio, alles Sträubens unerachtet, eine Ader. - Erschöpft von allen Begebnissen des Tages, von dem Blutverlust, sank der arme Giglio in tiefen, ohnmachtähnlichen Schlaf.
Als er erwachte, war es tiefe Nacht um ihn her; nur mit Mühe vermochte er
sich darauf zu besinnen, was zuletzt mit ihm vorgegangen, er fühlte, daß man
ihn losgebunden, vor Mattigkeit konnte er sich aber doch nicht viel regen und
bewegen. Durch eine Ritze, die wahrscheinlich in einer Türe befindlich, fiel
endlich ein schwacher Strahl ins Zimmer, und es war ihm, als vernehme er ein
tiefes Atmen, dann aber ein leises Flüstern,
das endlich zu verständlichen Worten wurde: - »Seid Ihr es wirklich, mein teurer
Prinz? - und in diesem Zustande? so klein, so klein,
daß ich glaube, Ihr hättet Platz in meinem Konfektschächtelchen! - Aber glaubt
etwa nicht, daß ich Euch deshalb weniger schätze und achte; weiß ich denn nicht,
daß Ihr ein stattlicher liebenswürdiger Herr seid, und daß ich das alles jetzt
nur träume? - Habt doch nur die Güte, Euch morgen mir zu zeigen, geschieht es
auch nur als Stimme! - Warft Ihr Eure Augen auf mich arme Magd, so mußte es
ja eben geschehen, da sonst-« Hier gingen die Worte wieder unter in undeutlichem
Flüstern! - Die Stimme hatte ungemein was Süßes, Holdes; Giglio fühlte sich
von heimlichen Schauern durchbebt; indem er aber recht scharf aufzuhorchen sich
bemühte, wiegte ihn das Flüstern, das beinahe dem Plätschern einer nahen Quelle
zu vergleichen, wiederum in tiefen Schlaf. - E. T. A. Hoffmann, Prinzessin Brambilla (zuerst
1820)
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