bwasserkanal  Dieser Alligator war gescheckt: blaßweiß, tangschwarz. Er bewegte sich schnell, doch unbeholfen. Vielleicht war er faul, oder alt, oder blöde. Profane überlegte, ob er nicht auch lebensmüde sein könnte.

Die Jagd dauerte schon seit Einbruch der Nacht. Sie waren in einem Rohrstück mit einem Durchmesser von 1,12 Meter, und sein Rücken tat ihm böse weh. Profane hoffte, der Alligator werde nicht in einen noch engeren Kanal ausweichen, wohin er ihm nicht mehr folgen könnte. Denn dann müßte er sich in den Schlamm knien, halbblind zielen und abfeuern, und all das sehr schnell, bevor das Krokodil ihm aus dem Schußfeld entwischte. Angel trug den Scheinwerfer, doch er hatte Wein getrunken und krabbelte unkonzentriert hinter Profane her, der Lichtstrahl schwankte über den gesamten Kanal. Profane konnte das Kroko nur während kurzer Augenblicke erkennen.

Von Zeit zu Zeit wandte sich der Alligator halb um, scheu, verlockend. Ein bißchen traurig. Oben mußte es regnen. Vom letzten Kanalschacht her klang ein ununterbrochenes leises Tröpfeln. Vor ihnen Dunkel. Dieser Abwasserkanal - sicher schon vor Jahrzehnten gebaut - war eine Qual. Profane hoffte auf ein gerades Stück. Dort könnte er zu einem glatten Schuß kommen. Würde er in diesem Abschnitt mit seinen engen und verrückten Biegungen feuern, mußte er Querschläger befürchten. 

Es war nicht seine erste Jagd. Er machte diesen Job jetzt seit zwei Wochen und hatte vier Alligatoren und eine Ratte erbeutet.    - (v)