Zimmerschlacht  Iris fuhr herum. «Nennen sie ihn im Bett auch Reverend O'Malley?» schäumte sie. «Ich meine, wenn Sie den Mund nicht gerade voll haben...»

«Ich bin doch nicht so wie Sie», entgegnete Mabel wütend. «Ich mache es so, wie Gott es gewollt hat.»

Iris stürzte auf sie los und versuchte ihr das Gesicht zu zerkratzen. Ihr Mantel klaffte auf und ließ ihren nackten Körper sehen. Mabel packte sie bei den Handgelenken und schrie höhnend: «Ich bekomm ein Kind von ihm - sein Kind!»

Das war das Schlimmste, was Mabel hätte sagen können. Iris konnte keine Kinder bekommen. Sie war rasend vor Wut. Sie spuckte Mabel ins Gesicht, trat ihr gegen die Schienbeine und versuchte mit aller Kraft sich loszureißen. Aber Mabel war stärker, und sie spuckte zurück. Plötzlich ließ sie Iris' Hände los und packte sie an den Haaren. Iris zerkratzte Mabel Hals und Schultern. Mabel riß Iris die Haare büschelweise mit den Wurzeln aus, und Iris traten vor Schmerz die Tränen in die Augen und blendeten sie.

Dann schritt Deke ein. Er packte Iris mit der Linken am Mantelkragen - in der rechten Hand hielt er noch den Revolver; er hatte keine Zeit gehabt, ihn fortzulegen, und fürchtete sich, ihn einfach fallen zu lassen. Iris befreite sich mit einem Ruck; der Mantel blieb in seiner Hand, und von den Schuhen abgesehen, war Iris jetzt nackt und war nicht mehr so leicht zu halten. Er versuchte Mabels Griff von den Haaren zu lösen, aber Mabel war zu wütend, um loszulassen.

«Hört auf, ihr dämlichen Nutten!» brüllte Deke, schlug mit dem Revolver nach Makels Hand, verfehlte sie und traf statt dessen Iris' Kopf.

Iris kreischte schrill und riß ihm mit den Fingernägeln acht rote Striemen über die Rippen. Mit seiner freien Hand boxte er sie in den Magen, packte Mabel am Negligé und wollte sie zurückreißen. Aber auch diesmal blieb ihm nur das Negligé in der Hand, und Mabel war ebenfalls nackt. Sie konnte ihre Hände nicht einsetzen, drückte aber Iris den Kopf nach unten und biß sie in die Schulter. Iris, den Kopf gebeugt, schrie gellend und sah im gleichen Moment Dekes Waffe dicht vor sich. Sie riß sie ihm aus der Hand und schoß Mabel in den Leib, immer wieder, bis der Revolver leer war.

Es ging so schnell, daß Dekes Verstand es nicht erfaßte. Er hörte das Krachen der Schüsse, er sah den schmerzvoll überraschten Ausdruck auf Mabels Gesicht, während sich ihr Griff in Iris' Haar lockerte. Dann sank sie langsam in sich zusammen. Aber es war alles wie die gräßlichen Vorahnungen eines Albdrucks, ehe das Entsetzen selbst kam.

Dann explodierte die Erkenntnis wie eine Zeitbombe in seinem Gehirn. Sein Körper wurde sprunghaft aktiv, während sein Verstand noch von Panik gelähmt war. Er schlug Iris mit der linken Faust gegen die Brust, daß sie zurücktaumelte, und traf sie dann mit der rechten am Hals, wodurch sie das Gleichgewicht verlor. Er trat ihr in den Bauch, und als sie vornüber zusammenknickte, traf er sie mit der Faust in den Nacken, daß sie zu Boden stürzte und auf dem Gesicht liegen blieb.

Dann überfiel ihn Panik, wuchs wie eine Lawine, löschte ihn aus und ließ nur ein zuckendes Bündel einander widerstrebender Instinkte zurück. Er sprang über die regungslose Iris hinweg, wollte zu dem Wandschrank, um an seine Kleider zu kommen, fuhr wieder herum und riß den Revolver an sich, den Iris hatte fallen lassen. Mabel gönnte er keinen Blick; ein Rest von Verstand irgendwo tief drinnen wußte, daß sie tot war, aber er versuchte nicht daran zu denken. Es schoß ihm durch den Kopf, daß er keine Munition mehr hatte für den Revolver, der ihm nicht gehörte. Er ließ ihn fallen wie eine heiße Kartoffel.  - Chester Himes, Schwarzes Geld für weiße Gauner. Reinbek bei Hamburg 1967

 

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