Windfarbe  »Sie wissen doch wohl zweifellos, daß die Winde Farben haben«, sagte er. Mir war, als mache er es sich auf seinem Stuhl etwas bequemer und verändere seine Miene, so daß seine Züge gütig wirkten. »Es ist mir noch nie aufgefallen.«

»In den Literaturen aller alten Völker findet man Aufzeichnungen über diesen Glauben. Es gibt vier Winde und acht Zwischenwinde, und jeder hat seine eigene Farbe. Der Ostwind ist tief purpurn, der Südwind aus edel schimmerndem Silber. Der Nordwind ist aus kräftigem Schwarz, und der Westwind ist bernsteinfarben. Früher besaßen die Menschen die Fähigkeit, diese Farben wahrzunehmen, und konnten tagelang still auf einem Hügel sitzen und die Schönheit der Winde beobachten, wie sie fielen und stiegen, ihre wechselnden Farbtöne, den Zauber benachbarter Winde, wenn sie ineinander verwoben sind wie Bänder bei einer Hochzeit. Das war eine bessere Beschäftigung als in Zeitungen zu starren. Die Zwischenwinde hatten Farben von unbeschreiblicher Köstlichkeit, ein rötliches Gelb, genau zwischen Silber und Purpur, ein Graugrün, das mit Schwarz und Braun gleichermaßen verwandt war. Was konnte exquisiter sein als eine Landschaft, von kühlem Regen leicht benetzt, der von der Brise aus Südwest gerötet ist?«  

»Können Sie diese Farben sehen?« fragte ich. »Nein.«

»Sie fragten mich nach meiner Farbe. Wie kommen die Menschen zu ihren Farben?«

»Die Farbe eines Menschen«, antwortete er langsam, »ist die Farbe des Windes, der bei seiner Geburt vorherrschte.« - (obr)

 

Wind Farbe

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme