Vheissu    Er blies ein paar Rauchwolken in den Regen und begann:

»Ich nehme nicht an, daß Sie jemals von einem Ort namens Vheissu gehört haben.«

»Nein.«

Und er erzählte ihr von Vheissu. Wie man es erreichte, mit de-rü Kamel über eine öde Steppe, vorbei an den Dolmen und Tempeln gestorbener Städte; schließlich zu den Ufern eines breiten Stroms, der nie die Sonne sieht, so dicht ist das Laub über ihm. Den Strom dann entlang in großen, drachenförmigen Teakholzbooten, die von braunen Männern gerudert werden, deren Sprache nur ihnen selbst vertraut ist. Nach einer Reise von acht Tagen müssen die Boote über einen Streifen trügerischen Schwemmlands getragen werden, zu einem See, an dessen jenseitigem Ufer sich die ersten Hügel jenes Gebirges erheben, das Vheissu umgibt. Die eingeborenen Führer wagen sich nur ein kurzes Stück in diese Berge. Bald kehren sie um, nachdem sie das letzte Stück des Wegs beschrieben haben. Vom Wetter hängt es ab, ob es noch eine oder zwei Wochen dauert - über Schuttmoränen, nackte Granitfelsen und hartes, blaues Eis -, bis die Grenzen von Vheissu erreicht sind.

»Sie waren also dort?« fragte sie.

Er war dort gewesen. Vor fünfzehn Jahren. Und seitdem quälte ihn Angst. Sogar in der Antarktis, als er sich in einem hastig aufgeschlagenen Zelt vor dem Eissturm verbarg, als er hoch an der Flanke eines noch namenlosen Gletschers biwakierte, roch er den Duft jenes Parfüms, das sie aus den Flügeln schwarzer Motten destillieren.   - (v)

 

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