Ein Traum
Ich bin auf der Flucht. Ich habe meine Schuhe
verloren. Kirschbäume blühen hinter einem verlassenen Haus. Der
Zaun ist zerbrochen. Meine Füße sind staubig, wund. Ich sitze
im Gras, schlafe ein. Durch das offene Fenster blicke ich in
ein Zimmer, das weiß und kühl ist. Im Traum sehe ich einen alten
Mann barfuß vor einer Leinwand stehen. Er kehrt mir den Rücken
zu. Leicht gebückt tänzelt er in der Morgensonne und setzt mit
winzigen Strichen rasch ein paar Schuhe hin, zwinkernd. Wie leicht
das geht! Der Geruch der Farbe ist stechend und fett, und im
schrägen Licht funkelt der nasse Pinsel, jedes einzelne Haar. Die
Zeit vergeht. Weich und rehbraun malt er die beiden Stiefelchen
nebeneinander, etwas versetzt, in das weiche Gras. Ich rieche
das Leder. Die Schlaufen, die Zungen glänzen matt, ich kann die
Haken zählen, die eisernen Ösen. Außer im Kopf des Malers und
auf seinem Bild sind keine Schuhe da. Von der Straße her höre
ich Leute murmeln, Hundegebell, Lärm. War das nicht ein Schuß? Warum
tust du das, rufe ich im Traum, was du tust? Hast du kein Leder?
- Er rührt sich nicht. -Ja, sie sind schön, aber was heißt schön?
Bekommst du Geld dafür? — Ich glaube, er lacht. — Außerdem sind
sie alt und abgetragen. - Er stellt sich taub, wirft einen Blick
auf das Bild, zuckt die Achseln und geht.
Die Stiefelchen stehen warm, wie zwei schlafende Hasen, im Gras.
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