Die Fabel seiner Skizzen, die reichlich angefüllt sind mit den Eindrücken ihres erotomanischen Verfassers, führt vom Fieberwahn eines verrückten Juden über die Beschreibung einer Kirchenplünderung, die Niedermetzelung der eigenen Infanterie durch die Kavallerie, die Porträtierung eines syphilitischen Rotarmisten und endet damit, daß der Autor seine Neugier stillt, indem er schildert, wie eine jüdische Frau die Vergewaltigung durch ein Dutzend Machnobanditen übersteht. Der Verfasser betrachtet das Leben wie ein offenes Feld, auf dem sich im sonnigen Mai Stuten und Hengste vergnügen, und die Aktionen der Reiterarmee sieht er durch das Prisma der Erotik.
Ich kann mit vollem Recht behaupten, daß Babel außer Frauenbrüsten,
nackten Schenkeln, die er bei Pani Eliza und im tiefen Wald,
bei Tag und Nacht in verschiedenen Kombinationen beobachtete, nichts entdeckte,
was die Reiterarmee wirklich geleistet hat. Und das ist auch völlig verständlich.
Konnte Babel denn von seinem Standort her — dem tiefen Hinterland — die
Schauplätze überblicken, auf denen sich viele Male die Sache der Arbeiter
und Bauern entschied? Natürlich nicht. - Marschall Budjonny,
nach (
babel
)
- (
ritt
)
Überblick (3) Obwohl er in Wolverhampton
bereits eine Frau und einen Sohn hatte (der übrigens noch am Leben ist), und
obwohl seine neue Favoritin mit einem Seemann verheiratet war, gaben sich die
beiden als Ehepaar aus und lebten eine Zeitlang wie Mann und Frau zusammen.
Sie rangiert als seine zweite Frau, denn alles in allem hatte er sechs. Wie
ich erfahren habe, lebt Mrs. Milliner noch. Mr. Wild hat demnach mehrere Witwen
hinterlassen. Ob sie seinen Namen tragen oder nicht, konnte er uns selbst nicht
sagen. - Daniel Defoe, Jonathan Wild. In: D.D., Romane in zwei Bänden. München
1968 (zuerst 1725)
Überblick (4) Im Leben jedes Menschen giebt's zum Wenigsten
einen Abschnitt, darin die Seele für kurze Zeit den Leib zu verlassen scheint
und sich gerade so hoch über alles Sterbliche emporschwingt, daß sie einen umfassenden,
allgemeinen Ueberblick gewinnen und dergestalt, so accurat es die Umstände verstatten,
die eigene menschliche Natur abschätzen kann. In solchem Bemühen trennt die
Seele sich von all ihrer Eigen-Art oder Individualität
und betrachtet ihr Sein. Doch tut sie Dies nicht
im Hinblick auf sich selbst, sondern vielmehr in ihrer Eigenschaft als ein Teil
des universellen Seins. All die gewichtigen guten Vorsätze, welche wir hegen,
all die überraschenden Regenerationen unsres Characters - sie kommen in solcher
Lebens-Crisis an den Tag. Und so ist's nur die Uebe zum eigenen Selbst,
welche uns verdirbt und in der Verderbniß gefangen hält. -
Edgar Allan Poe, Ein Kapitel Betrachtungen. Nach: E. A. P., Werke IV.
Olten und Freiburg 1966
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