ropenhuhn   DAS TROPENHUHN
(Gallus imbecillus Fisch.) - Ordnung: Galli - Verbreitung: warme Zonen - Größe: bis zu 40 cm Höhe - Farbe: braun schillernd

In den heißen Zonen lebt das Tropenhuhn, entfernt mit dem Dschungelhuhn (Gallus lafayettii) verwandt, aber doch mit diesem keinesfalls zu verwechseln, eine Hühnerart, die sich durch mancherlei von den anderen Hühnervögeln unterscheidet. Zwar weist es den schon vom Haushuhn gewohnten Bau auf, auch die Größe entspricht der der einheimischen Hühnerarten, aber es übertrifft dieselben mit seiner angeborenen Intelligenz bei weitem. Es darf ohne Übertreibung zu den um ntelligentesten Tieren gezählt werden, will man einmal diesen dem Bereich des homo sapiens entnommenen Begriff auch für die Tiere gelten lassen. Konnten schon an Haushühnern zahlreiche erstaunliche Versuche unternommen werden, so eignet sich das Tropenhuhn überhaupt ganz hervorragend für Experimente in der Forschung, ja es ist das Versuchstier schlechthin, das dem dafür ohnedies kaum geeigneten Affen bald den Rang abgelaufen haben wird. Es braucht hier wohl nicht erwähnt zu werden, daß der ernsthafte Tierliebhaber Versuchen, die dem Tier selbst zugute kommen, indem sie die menschliche Kenntnis über dasselbe erweitern, gewogen sein darf, um so mehr, als er damit immer neue Nahrung für seinen lobenswerten Wissensdurst erhält. Daß man solche Experimente deutlich zu scheiden hat von Vorgängen, die dem Tier schaden, indem sie es an die Stelle von Menschen setzen, bedarf wohl keines eigenen Hinweises. Das Wort vom Tier, das man nie zum Scherz quälen soll, hat hier seine wahre Bedeutung erlangt, und wer je bemerkte, wie stumm ein Ixodes ricinus L. zu leiden vermag, wenn er mit Füßen getreten wird, der weiß, daß Tiere wirklich wie Menschen Schmerzen empfinden können. - Das Tropenhuhn wird aber zu vernünftigen Experimenten verwendet, Experimente, die ihm seine eigenen Fähigkeiten deutlich und erfreulich vor Augen führen, solcherart dadurch schon gefördert. Lassen wir einen der bedeutendsten Zoologen, Heinrich Fischer, über seine Erfahrungen berichten: »Das Tropenhuhn eignet sich vorzüglich für Intelligenztests, da es eine geradezu erstaunliche Anti-Intelligenz aufweist. Man bedient sich dazu komplizierter Apparaturen, wie sie vor allem von Muhrauer und unabhängig davon von Collins entwickelt wurden.

Dem Huhn werden dabei Elektroden an beide Seiten des Kopfes angelegt oder besser noch unter die Haut geführt. Das Tier befindet sich auf einer Art Holzgestell und ist so eingespannt, daß es sich kaum rühren, auf jeden Fall aber nicht wegbewegen kann. Nun wird von oben ein faustgroßer Stein, der an einer leichten Kette hängt, auf den Kopf des Huhnes herabgeworfen. Gleichzeitig läuft auf beiden Seiten der Anlage auf kleinen Leinwänden ein Film ab, der dem Tier nichts anderes als wechselnde Farbeindrücke vermitteln soll. Um der bekannten Gewitterfurcht der Hühner zu steuern, erzeugt man ein künstliches Schönwetter, indem man die Anlage mit starken Scheinwerfern bestrahlt. Während der obengenannte Stein mehrmals auf den Kopf des Versuchstieres herabgelassen wird, drückt gleichzeitig ein an einem Stab befindlicher Verschluß gegen den After des Huhns, um ein vom Versuchstier vielleicht als Ausdruck einer gewissen erklärlichen Verlegenheit vorgenommenes Eierlegen zu verhindern. Der ganze Versuch dauert etwa 10 Minuten. Es ist nun überaus interessant festzustellen, daß das Tropenhuhn in keiner Weise auf die vielfältigen Reize, die ihm bei diesem Versuch geboten werden, reagiert. Es verharrt vielmehr still und extingiert hernach völlig ungerührt, ein hervorragendes Beispiel trefflicher Anti-Intelligenz im Tierreich.« Soweit Fischer, dem wir die umfänglichsten Beschreibungen derartiger Experimente verdanken.

Versuchsanordnung
 

Das Tropenhuhn als Versuchstier
Schema einer Anlage zur Messung der Intelligenz nach Prof Eikju Mesha, Tokio

AA Augen, BB Nasenlöcher, CC Ohren, D Schlund, E Herz, F Magen, G Darm, H Ei, aa Mattscheibe für Filmprojektionen: links Kulturfilm, rechts Horrorthriller, bb Geruchsstäbchen: links menschl. Kot, rechts Rosenduft,
cc Geräuschquellen: links lieblich, rechts extrem laut, dd Projektor, e Freßtrichter, f und g Elektronische Meßapparatur: rechte und linke Hirnhälfte, h Diagnoseapparatur

Ein in der Anlage noch verfeinerter Versuch, im Jahre 1975 in Japan unternommen, ist aus der beigefügten Abbildung ersichtlich. Auch er führte zu der hochinteressanten Erkenntnis, daß die Gehirnqualitäten des Tropenhuhns nicht nur die aller anderen Tiere übertreffen, sondern auch dem Menschen am nächsten kommen. Kein Wunder, daß man daher die Galli imbecilli überall dort findet, wo sich der Mensch der lehrhaften Anschauung der Tierwelt widmet: in zoologischen Gärten und ähnlichen Institutionen. - (kv)

Huhn Versuchstier Tropen

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