retmühle  Es sind bald 20 Jahre, daß die Engländer in ihren Gefängnissen Zylinder von verschiedenem Durchmesser einführten, welche, in der Axe aufgehängt, durch eine größere oder geringere Zahl von Personen in Bewegung gesetzt werden, die im Innern schreiten; die Menschen wirken bei dieser Bewegung nur durch ihr Gewicht ein und haben keine andere Anstrengung zu machen, als welche durch das Gehen auf einer schiefen Fläche nötig wird.

Es scheint, als ob die meisten Gefängnisse Englands mit einer solchen Vorrichtung versehen wären, und man findet oft in einem einzigen eine sehr große Menge. In dem von Brighton zählte man 1824 zwanzig.

Die in dem Rade arbeitenden Gefangenen müssen 7 Stunden und 20 Minuten beschäftigt bleiben; sie machen in der Minute 30 Schritte, und die Zahl der im Rade zurückgelegten Touren  bildet auf der Erde einen Raum von 13333 engl. Fuß, welche 2052 französische Toïsen oder 4000 Metern oder höchstens l Postlieue gleichkommen. Diese Angaben wurden von Chabrol de Volvic an Barbé-Marbois mitgeteilt, welcher sie in seinem  Bericht über den Zustand der Gefängnisse 1824 dem Herzog von Angoulême vorlegte.

Ich muß hier gleich mit der Bemerkung den Anfang machen, daß Barbé-Marbois sich in seinem Berichte als den größten Feind der Tretmühle zu erkennen gibt. Sie ist der Gesundheit der Gefangenen, sagt er, nachteilig und bei Frauenspersonen gefährlich; sie lehrt den Gefangenen kein Gewerbe, das ihnen bei dem Austreten aus dem Gefängnisse von Nutzen sein kann; bisweilen bricht das Rad, die Männer und Frauen, auf den Stufen stehend, fallen auf den Rücken oder stürzen von einer ansehnlichen Höhe herab, und Beinhrüche sind die Folge des Sturzes. Diese Erfindung stellt er als eine neue Methode auf, die Menschen zu wahren Maschinen zu verwandeln. - A.J.B. Parent-Duchatelet, Sittenverderbnis und Prostitution des weiblichen Geschlechts in Paris unter Napoleon I.

Tretmühle (2)   Ein Stolperstein auf dem Weg zur Erleuchtungspille dürfte die Tatsache sein, dass sich unser Körper in der Regel sehr schnell an die Substanzen anpasst und größere Dosen erforderlich werden, um den gleichen Effekt zu erzielen. Diese Spirale nennt man auch die "hedonische Tretmühle" (von griech. hedone: "Freude, Vergnügen, Lust"), da wir immer weiter gehen müssen, um den selben glücksbringenden Effekt zu erzielen. Ein gewaltiger biologischer Imperativ, der vielleicht den Fortschritt der Spezies Mensch aufrecht erhält.- Stephan Schleim, telepolis vom  19.08.2005
 
 

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