eppich ^{(verrutschter)}

- Nicole Claveloux, La Belle et la Bête

Teppich ⁽²⁾  Drinnen? Besser als draußen, besonders in der Nacht. Die Nacht ist eine schlechte Zeit. Tut sich zuviel in den Hecken. Nicht gut. Er öffnete die Tür und trat ein. Vor ihm lag ein schwarzer Tümpel, der Teppich. Auf der anderen Seite erkannte er die Umrisse der Lampe.

Vier Schritte bis zur Lampe. Er hob den Fuß. Und verharrte.

Was hatte die Spinne gesagt? Warte? Er wartete, lauschte. Stille.

Er holte sein Feuerzeug heraus; es flammte auf.

Der Teppich aus Ameisen schwoll an zur Flut und schwappte ihm entgegen. Er sprang zur Seite, hinaus auf die Veranda. Die Ameisen stürzten, hasteten, fegten im Halbdunkel über den Boden.

Der Mann sprang von der Veranda herab und rannte ums Haus. Als die ersten Ameisen auf die Veranda schössen, drehte er bereits eifrig am Wasserhahn und hob den Schlauch auf.

Der Wasserstrahl spülte die Ameisen hoch und schleuderte und zerstreute sie in alle Richtungen. Der Mann regulierte die Düse und spähte durch den Wasserdunst. Er rückte vor und schwenkte den harten Strahl von einer Seite zur ändern.

»Zur Hölle mit euch«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. »Drinnen zu lauern -«

Er hatte Angst. Drinnen! Das war noch nie vorgekommen. Kalter Schweiß trat auf sein Gesicht. Drinnen. Nie zuvor waren sie nach drinnen gekommen. Abgesehen von ein paar Motten und Fliegen natürlich. Doch die waren harmlos, flatterten und summten nur herum -

Ein Teppich aus Ameisen!

Wild besprengte er sie, bis ihre Formation endgültig auseinanderbrach und sie auf den Rasen, in die Hecken und unter das Haus flüchteten.

Er setzte sich auf den Plattenweg, den Schlauch hielt er noch in der Hand. Er zitterte am ganzen Körper.

Sie hatten es ernst gemeint. Das war keine Affekthandlung, kein Anfall von blinder Wut. Sie hatten ihm aufgelauert.  - Philip K. Dick, Entbehrlich. In: Und jenseits - das Wobb. Sämtliche SF-Geschichten Bd. 1 Zürich 1998

Teppich ⁽³⁾  »Bitte treten Sie ein«, ließ sich die Robottür schließlich vernehmen. Sie löste ihre Verriegelung.

Die Wache stieß die Tür auf. Und blieb stehen.

Auf dem Boden lag Captain Taylor, sein Gesicht hatte sich blau verfärbt, und seine Augen waren bedenklich hervorgetreten. Nur Kopf und Füße waren zu sehen. Ein rot-weißer Teppichläufer hatte sich um ihn gewickelt und zog sich immer mehr zusammen.

Hall ließ sich auf die Knie fallen und zerrte an dem Teppich. »Schnell!« brüllte er. »Fassen Sie mit an!«

Die drei Männer zogen gemeinsam. Aber der Teppich leistete ihnen Widerstand.

»Hilfe!« ächzte Taylor schwach.

»Wir versuchen es ja!« Sie zerrten verzweifelt an dem Läufer. Schließlich konnten sie ihn losreißen. Er flatterte hastig auf die Tür zu. Eine der Wachen vernichtete ihn mit seiner Waffe.  - Philip K. Dick, Kolonie. In: Kolonie. Sämtliche Erzählungen Band2. Zürich 1999 (zuerst 1953)