chattenwesen
Ich
bin ein Schattenwesen
und würde gern
auf einem unendlich
regnerischen
und wolkigen
Planeten leben,
wo die Straßen
alsbald von
einem dichten
Haargespinst
aus Trauerweiden
überdacht wären,
wo alles Schimmel
wäre und Pilz
und Moos, und
wo es keine
andere Farbe
gäbe als ein
schweigsames
Grün; eine
Welt aus verrotteter,
fleckiger Rinde,
eine krepuskolare
Welt, vor allem
aber eine,
in der es jene
scharfe und
meiner Ansicht
nach vulgäre
Unterscheidung
von Lebenden
und Toten nicht
gäbe, welche
die Ursache
ist von so
viel Unrecht
und Leid. Eine
modrige Welt,
ganz und gar
in Verwesung,
mit großen
Häusern aus
welken Blättern.
Wenn es Jahre
hindurch regnet,
füllt sich
der Spalt zwischen
Fingern und
Schenkeln mit
einer dicken
Schimmelmasse,
einer Art Leim,
mit dem sich
kleine Nattern
fangen lassen,
den man aber
auch essen
kann, da er
überaus süß
ist, besonders
als Aufstrich
auf den durchweichten
Nägeln der
Ertrunkenen.
- Giorgio Manganelli, Unschluß. Berlin 1978 (Wagenbach Quarthefte 82,
zuerst 1976)