chattenwesen    Ich bin ein Schattenwesen und würde gern auf einem unendlich regnerischen und wolkigen Planeten leben, wo die Straßen alsbald von einem dichten Haargespinst aus Trauerweiden überdacht wären, wo alles Schimmel wäre und Pilz und Moos, und wo es keine andere Farbe gäbe als ein schweigsames Grün; eine Welt aus verrotteter, fleckiger Rinde, eine krepuskolare Welt, vor allem aber eine, in der es jene scharfe und meiner Ansicht nach vulgäre Unterscheidung von Lebenden und Toten nicht gäbe, welche die Ursache ist von so viel Unrecht und Leid. Eine modrige Welt, ganz und gar in Verwesung, mit großen Häusern aus welken Blättern. Wenn es Jahre hindurch regnet, füllt sich der Spalt zwischen Fingern und Schenkeln mit einer dicken Schimmelmasse, einer Art Leim, mit dem sich kleine Nattern fangen lassen, den man aber auch essen kann, da er überaus süß ist, besonders als Aufstrich auf den durchweichten Nägeln der Ertrunkenen. - Giorgio Manganelli, Unschluß. Berlin 1978 (Wagenbach Quarthefte 82, zuerst 1976)
 
 

Schatten

 

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