iesenevolution    In den alten Epen (welche die maßgeblichste Quelle sind), wurden die von Riesen angerichteten Schäden verschwiegen, sie interessierten niemanden als typischer Stoff für ein Ritterepos. Vielleicht, weil die Riesen damals noch kleiner waren, beinahe eine Art Zwerge, und kaum Unheil stifteten. Zum Beispiel Galasso (im Galassolied): Während er sich im Dunklen Tal befindet, kommt ein Riese des Weges, der sich Fieragrasso nennt. Galasso tötet ihn (wir sind erst Mitte des 14. Jahrhunderts), von seinem Sturz weiß keiner etwas, der erregt kein Aufsehen, hat keinen Widerhall, verursacht keine Entgeisterung, und Galasso erwähnt ihn nicht bei seinen Prahlereien. Kurz daraufkommen drei Brüder des Fieragrasso, gläubige Mohammedaner, des Weges, die ebenfalls Riesen sind oder sich zumindest als solche ausgeben; dieselbe Geschichte: Galasso erschlägt sie, als wären es Wachteln, und die drei fallen um wie normale Menschen, die normal umfallen, und nicht wie die ganz eigene Rasse, die sie später sein werden, mit ihren eigenen statischen Gesetzen und einem Schwerpunkt (aber auch mit einer eigenen inneren intramuskulären Spannung und sekundären Geschlechtsmerkmalen, die für ihre Symmetrie oder Asymmetrie und die rechtwinkligen Achsen bestimmend sind).

Pulci schreibt, als die italienischen Renaissance-Riesen allmählich zahlreich werden und sich ihre typische Physiologie konsolidiert hat. Es^ muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass in diesern Zeitraum, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, die Rasse der Riesen einem natürlichen Entwicklungsprozeß zu folge deutlich in zwei Unterarten zerfällt: den kriegswilligen Riesen und den wilden Riesen. Heute, wo es keine Riesen mehr gibt, nicht einmal als optische Täuschungen, muss man schon Glück haben, gelegentlich einen zu Gesicht zu bekommen, zum Beispiel in einer großen, haufenförmigen Zirruswolke, wenn am Himmel ein Sturmwind gerade vorüber ist.  - Ermanno Cavazzoni, Das kleine Buch der Riesen. Berlin 2010