eife   Warum gab ich - wie meinen eigenen Absichten zum Trotz - dem Buch den Titel Tagebuch aus der Zeit des Reifens? Vergebens rieten mir Freunde, daß ich keinen solchen Titel geben und mich überhaupt vor der geringsten Anspielung auf Unreife hüten solle. »Tu das nicht«, sagten sie. »Unreife ist ein drastischer Begriff; wenn du dich selbst als Unreifen erkennst, wer wird dich als Reifen anerkennen? Verstehst du denn nicht, die erste Bedingung der Reife, ohne die es weder so noch anders geht, ist, daß man sich selbst als reif anerkennt?« Doch mir schien es, daß es sich einfach nicht gehöre, allzu leicht und billig den Rotzbengel in sich loszuwerden, daß die Erwachsenen allzu scharfsichtig und scharfsinnig sind, um sich betrügen zu lassen, und daß der, den der Rotzbengel unermüdlich verfolgt, sich öffentlich nicht ohne den Rotzbengel sehen lassen dürfe. Vielleicht hatte ich ein zu ernstes Verhältnis zum Ernst, vielleicht überschätzte ich das Erwachsensein der Erwachsenen allzusehr. - (fer)

Reife (2)  Ein Bekannter der ständig schlechte Geschäfte macht sagt zu ihm ach ich finde mich damit ab, diese Erfahrungen lassen mich reifen.

Monsieur Traum erwidert ihm nicht daß er zu diesem Zeitpunkt schon matschig sein müßte. - (rp)

Reife (3) Die lebenden Menschen müssen noch reifen. Fremde sind sterbliche Neulinge, Heizer oder Feuerwehrleute mit Händen wie grüne Birnen. Sie heckt Unheil aus und wird krank. Sie kann ihren Lebensunterhalt nicht mehr verdienen. Ihr Ärger flammt auf, ein Lebensfunke, ein neuer Atem. Nun will sie Wurzeln schlagen, es fehlt ihr aber die Übung, denn sie hat schon lange keine Wilden mehr gesehen. Ihre Zweifel nehmen zu. Ihre Haut bricht in wunden Stellen auf, sie bekommt ein Magengeschwür. Sie fängt eine Schauspielerklasse lebendig ein und zieht sie groß. Aber wilde Tiere erbeuten die Leben ihrer bescheidenen Studenten; die Bestien leben die gestohlenen Leben. Wie Ätzkalk erheben sich die Studenten vom Tod. Orte und Leute sind ihnen fremd. Der Mensch bringt bei der Geburt nichts mit, und beim Tod nimmt er nichts fort.  - (liu)

 

Entwicklungsstufe Obst

 

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