Rassist   Man hatte ihn schon früh verheiratet, er war damals noch Student im zweiten Semester, jetzt aber hätte man glauben können, daß seine Frau anderthalbmal älter sei als er. Sie war eine hochgewachsene Frau mit dunklen Augenbrauen, sie hielt sich gerade und war stets würdig und solide und sagte von sich, daß sie gescheit sei. Sie las viel, befleißigte sich stets der neuen Orthographie und nannte ihren Mann nicht Dmitrij, sondern Dimitrij; er aber hielt sie insgeheim für dumm, eng und unelegant, fürchtete sie und verspürte keineswegs Neigung, oft zu Hause zu sein. Er betrog sie bereits seit geraumer Zeit, und zwar betrog er sie häufig und äußerte vermutlich deswegen keinerlei günstige Ansichten über Frauen, denn wenn in seinem Beisein von ihnen gesprochen wurde, so pflegte er sie folgendermaßen zu bezeiclmen:

»Die niedrigste Rasse

Es schien, ihm, daß er genügend bittere Erfahrungen gemacht habe, um sie so nennen zu dürfen, wie es ihm beliebte; trotzdem jedoch konnte er ohne diese »niedrigste Rasse« kerne zwei Tage leben. In Gesellschaft von Männern langweilte er sich und fühlte sich nie recht wohl, er liebte es nicht, mit ihnen zu sprechen, und war meistens kühl; wenn er sich jedoch im Kreise von Frauen befand, dann fühlte er sich frei und wußte sehr wohl, wie er zu sprechen und wie er sich zu benehmen habe; ja es war ihm sogar leicht, mit Frauen zu schweigen.  - Anton Tschechow, Die Dame mit dem Hündchen, nach (tsch)

 

Rassismua

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme