asse  Manche bestreiten, daß Prometheus die Menschen schuf oder gar, daß irgendein Mensch den Zähnen einer Schlange entsprang. Sie sagen, daß die Erde sie, besonders aus dem Boden Attikas, als die besten ihrer Früchte spontan gebar und daß Alalkomeneus der erste Mensch war, der — in der Nähe des Kopais-Sees in Boiotien — erschien, ehe es noch den Mond gab. Er wurde der Ratgeber des Zeus, als dieser mit Hera stritt, und der Erzieher der Athene, als diese noch ein Mädchen war.

Diese Menschen waren die sogenannte Goldene Rasse, Untertanen des Kronos. Sie lebten ohne Sorge und Arbeit; sie aßen nur Eicheln, wilde Früchte und Honig, der von den Bäumen tropfte, und tranken die Milch der Schafe und Ziegen. Sie alterten nie und tanzten und lachten viel; für sie war der Tod ebensowenig ein Schre&en wie der Schlaf. Sie alle sind nicht mehr. Aber ihre Seelen überlebten sie als Geister glücklicher, ländlicher Zufluchtsorte, als Spender von Glück und als Hüter der Gerechtigkeit.

Als nächstes kam eine Silberne Rasse, die sich von Brot ernährte. Auch sie war eine Schöpfung der Götter. Die Männer waren ihren Müttern gänzlich untertan und wagten es nicht, ihnen den Gehorsam zu verweigern, selbst wenn sie hundert Jahre alt waren. Sie waren streitsüchtig und unwissend und opferten niemals den Göttern, doch bekämpften sie einander nicht. Zeus vernichtete sie alle.

Danach kam eine Bronzene Rasse, die wie Früchte von der Esche fielen. Sie trugen Bronzewaffen, aßen sowohl Fleisch als auch Brot und fanden Freude am Krieg: Sie waren dreist und mitleidslos. Der Schwarze Tod raffte sie alle hinweg.

Die vierte Menschenrasse war ebenfalls bronzen, aber edler und großzügiger, da sie von den Göttern mit sterblichen Müttern gezeugt worden waren. Sie kämpften glorreich bei der Belagerung von Theben, auf der Argonautenfahrt und im Trojanischen Krieg. Sie sind Heroen und bewohnen die Elysischen Gefilde.

Die fünfte Rasse ist die Eisenrasse unserer Tage, wertlose Abkömmlinge der vierten Rasse. Sie ist entartet, grausam, ungerecht, böswillig, unzüchtig, ohne Achtung vor den Eltern und verräterisch. - (myth)

Rasse (2)  Gott schuf sechzehn verschiedene Menschenrassen, nämlich: neun auf dem alten Kontinent und sieben in Amerika. Einzelheiten über ihre Merkmale sind unwesentlich. Siehe Fußnote 19.

19  Unter den sechzehn primitiven Rassen fallen zunächst vier besondere auf:

1. Die borealen Zwerge, wie Lappen und Samojeden
2. Die australen Riesen, wie die Patagonier, etc.
3. Die ursprünglichen Albinos, wie die Bedas aus Zeylon und die Darjen in Amerika
4. Die ursprünglichen Neger, närnlich die aus Guinea, mit abgeplatteten Gesichtern. Es hat erschaffene Albinos und Neger gegeben, obwohl das Menschengeschlecht fähig ist, selbst welche zu erzeugen. Unter diesen verschiedenen Rassen sind die Albinos die einzigen, die in beiden Kontinenten vorkommen.

Diese vier Rassen heben sich beträchtlich von der großen Menge ab; die zwölf anderen kommen einem gemeinsamen Typus mehr oder weniger nahe, und man kann sie daher homogene Rassen nennen. Die Bestimmung ihrer ursprünglichen Unterschiede beruht auf einer Be-rcdmung der organischen Bewegung, über die ich hier nicht sprechen werde; ich möchte nur die Zaghaftigkeit tadeln, mit der man diesen Gegenstand behandelt. Noch heute hört man Gelehrte darüber streiten, wie Amerika sich bevölkern konnte: es scheint, Gott habe nicht die Macht gehabt, in Amerika ebenso wie in Europa zu erschaffen. Da man auf Varianten wie bärtige Eskimos stößt, während andere Eingeborene bartlos sind, so folgert man daraus, daß die Eskimos aus der alten Welt gekommen sind, in deren Nähe sie wohnen. Das ist ein Irrtum. Die Eskimos sind Primitive wie viele andere, und bei dem Unterschied zwischen den Völkern spielt der Zufall keine Rolle.

Die zwölf homogenen Rassen wurden auf zwei Gebiete verteilt, sieben auf die alte Welt und fünf auf Amerika. Wenn man unter ihnen bartlose findet, während andere bärtig sind, so braucht man sich nicht zu wundern; die sechzehn Rassen mußten verschiedene Merkmale aufweisen, die die Theorie der Bewegung angeben wird und die man sehr deutlich ausgeprägt auf der ganzen Erde antrifft.

Trotz Invasionen, Frauenraub und Sklaverei und trotz der Vermischung, die deren Folge war, haben sich die Züge erhalten, und nichts konnte die ursprünglichen Typen verwischen; selbst die Mode hat fast keinen Einfluß, und unsere Physiognomie gleicht noch der unserer Vorfahren, deren Bildnisse uns nach dreitausend Jahren überkommen sind. Den Unterschied der Rassen sollte man daher weder vorn Zufall noch von Umstürzen herleiten. Wie in allen Variationen der Schöpfung muß man in ihnen die Auswirkung einer distributiven Theorie erkennen, von der wir noch nichts wußten, die w'r aber in den Gesetzen der organischen Bewegung finden. I"l bitte die Märchenerzähler, die die Menschheit auf einen Stammvater Zurückführen wollen, um Entschuldigung. Man muß den Tatsachen recht Kind sein, um glauben zu können, daß die konvexen Gesichter der Sene-Salcsen und die konkaven der Chinesen, daß die Kalmücken, Europäer, fatagonier und Lappländer alle auf einen Stamm zurückgehen. Gott schuf ln seinen Kreaturen Merkmale, die in aufsteigenden und absteigenden Serien geordnet sind. Warum sollte er, als er den Menschen schuf, von einem Prinzip abweidien, dem er bei allen seinen Geschöpfen, vom Inseki bis zum Gestirn, folgte?

Die drei Gattungen mit geraden, konvexen und konkaven Gesichtern waren auf die nördliche, gemäßigte Zone zwischen dem dreißigsten und fünfunddreißigsten Breitengrad verteilt worden (ich spreche nur von der alten Welt) In diesen Breiten konnte man die primitive Gesellschaft die ungeordneten Serien, organisieren. Diese Gesellschaftsordnung vermochte nur ungefähr drei Jahrhunderte zu bestehen. Ich habe den Leser darauf vorbereitet, daß ich über sie nur im Zusammenhang mit der achten Periode sprechen werde, in der sich eine Art von Serien organisieren wird, die viel interessanter ist als die primitiven, von denen hier gesprochen wird.

Die ersten Menschen gingen glücklich aus Gottes Hand hervor, weil sie eine Gesellschaft von Serien organisieren konnten. Alle Gesellschaften dieser Art sind mehr oder weniger glücklich, da sich in ihnen die Leidenschaften entwickeln können.

Die meisten wilden Tiere und Reptilien wurden in der Nähe des Äquators geschaffen, andere, wie die Wölfe, in den nördlichen Breiten, Bevor sie sich bis zum dreißigsten und fünfunddreißigsten Breitengrad ausbreiteten, belästigten sie die Menschenrassen, die dort wohnten, nicht besonders. Es waren die Rassen mit geraden, konvexen und konkaven Gesichtern20. Sie fanden die besten Tiere und Pflanzen der Schöpfung im Überfluß, sie besaßen sogar solche, die wir nicht kennen, wie das Mammut, dessen Gebeine man noch findet; ihm fehlte jede Verteidigungswaffe, und daher ging es mit der primitiven Gesellschaft, der es die größten Dienste erwiesen hatte, zugrunde.

Diese drei-Rassen hatten anfangs gar keine gesellschaftliche Organisation; es war nicht der Instinkt allein, der ihnen eingab, sich in Serien zu organisieren. Sie wurden durch fünf heute nicht mehr gegebene Umstände dazu angeregt.

1. Das Fehlen von Vorurteilen und, als Folge davon: c(ie Freiheit in der Liebe, die in einer Gesellschaft mit un-verbundener Ordnung unzulässig ist, denn dort organisiert nian sich zu Familien oder getrennten Haushalten.

2. Die geringe 2ahl der Einwohner. Daher gab es einen 0berfiuß an Herden, Früchten, Fischen, Wildbret etc. Gott hatte die ersten Gruppen von Menschen weit voneinander angesiedelt. Es währte lange, bis sie zahlreich genug wurden, um ihr Stück Erde abzugrenzen.

3. Mangelnde Anzeichen des Reichtums. Man war noch unerfahren in den handwerklichen Künsten, und es fehlte an kostbaren Gegenständen, die einen bestimmten Wert Haben, wie die Waffen und der Schmuck der Wilden. Dagegen hatte man vergänglichen Besitz im Überfluß, und die Schwierigkeit, ihn zu horten, schuf den Plan der vorweggenommenen Kompensation, der die »Beziehungen« der Serien begünstigte.

4. Die Abwesenheit wilder Tiere. Dadurch erhielten sich milde Sitten, die Erfindung tödlicher Waffen und kriegerischer Geist waren unnötig, und die Tiergattungen, die heute ausgerottet sind, wie das Mammut, wurden geschützt.

5. Die ursprüngliche Schönheit der Wesen. Es ist ein grober Irrtum zu glauben, Tiere und Pflanzen seien zur Zeit der Schöpfung das gewesen, was sie heute im wilden Zustand sind. Der Auerochse und das Mufflon sind nicht die Stammväter, sondern die Degenerationsformen von Ochse und Schaf. Die Herden, die Gott schuf, waren den besten Ochsen der Schweiz, den schönsten Schafen Spaniens überlegen. Ebenso verhielt es sich mit Blumen und Früchten. »Alles war gut, als es aus Gottes Hand hervorging«, sagt J- J- Rousseau. Das ist ein wahres Wort, das er ohne Beweis gewagt hat und das er in der nächsten Zeile abschwächt, wo er hinzufügt: »Unter dem Einfluß der Menschen wurde alles entwertet.« Es war nicht der Mensch, der Tier und Pflanze so entstellte, wie wir sie heute als wilde oder domestizierte sehen; es war die Unverbundenheit, die, indem sie die Serien auflöste, die Produkte und den Menschen selbst korrumpierte, der, soweit er der gradgesichtigen Rasse angehört, ursprünglich 74 2/3 Zoll oder 6 Fuß  2/3 Pariser Zoll groß war. Damals erreichten die Menschen mit Leichtigkeit das Alter von 128 Jahren (8x16). Alle übrigen Wesen waren ebenso kräftig und die Rosen der Schöpfung schöner als die in unseren Beeten. Diese Vortrefflichkeit erhielt sich während der ganzer ersten sozialen Periode, die durch das Zusammenwirker der eben genannten fünf Umstände entstand.

Friede herrschte nicht wegen des allgemeinen Wohlstands, sondern durch eine den Serien selbst innewohnend* Eigenschaft die darin besteht, die Leidenschaften methodisch zu entwickeln und zu verflechten, die außerhalb dej_ progressiven Serien aufeinander prallen und den Krieg aller gegen alle erzeugen.

Man hüte sich davor zu glauben, m dieser primitiven Ordnung habe Gleichheit oder Gütergemeinschaft geherrscht. Ich habe schon gesagt, daß alle diese philosophischen Hirngespinste mit den progressiven Serien unvereinbar sind, die im Gegenteil eine abgestufte Ungleichheit verlangen. Diese Abstufung konnte sich anfangs einbürgern, obwohl man die Interessen der einzelnen Teilnehmer noch nicht schriftlich festzulegen und zu entwirren verstand. Ich werde erklären, wie es gelang, die verschiedenen Ansprüche zu ordnen und zu befriedigen.

Die Leidenschaften waren damals heftiger als heute. Den Menschen war jene idyllische Einfachheit ganz fremd, die es außerhalb der Werke der Poeten niemals gegeben hat. Sie waren stolz, sinnlich und Sklaven ihrer Launen; die Frauen und Kinder hielten es ebenso. Diese angeblichen Laster verbürgten die Eintracht, und sie werden sie auch in der Gesellschaft wieder verbürgen, sobald sich die Serien neu gebildet haben. - Charles Fourier, Theorie der vier Bewegungen und der allgemeinen Bestimmungen. Frankfurt am Main 1966  (zuerst 1806)

Menschengruppen (physisch)
Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe
Verwandte Begriffe
Synonyme