ordplan
Nero vermied geheime Zusammenkünfte
mit seiner Mutter Agrippina und lobte sie, wenn sie in ihre Gärten oder
aufs Land nach Tusculum oder nach Antium wegging, dass sie sich Erholung
gönne. Zuletzt hielt er sie für lästig, wo auch immer sie sich aufhielt,
und beschloss sie zu töten wobei er insofern sich fragte, ob durch Gift
oder durch das Schwert oder irgendein anderes Gewaltmittel. Zunächst gefiel
ihm das Gift. Aber wenn es ihr während des Mahls des Kaisers gegeben würde,
dann konnte es nicht einem Zufall zugeschrieben werden, da schon Britannicus
auf diese Weise umgekommen war; und es schien schwierig die Diener einer
Frau zu bestechen, die, in Verbrechen erfahren, gegen Attentate
auf der Hut war; auch hatte sie selbst ihren Körper gewappnet durch das
vorherige Einnehmen von Gegenmitteln; wie man einen Mord mit dem Schwert
verbergen könnte, fand niemand heraus; auch befürchtete er, das jemand,
der für jene so große Verbrechen auserwählt worden war, die Anweisungen
missachten könnte. Der freigelassene Anicetus, der Kommandant der Flotte
von Misenum und der Erzieher des jungen Nero, der Agrippna hasste und von
ihr gehasst wurde, stellte seine Erfindungsgabe zur Verfügung. Er erklärte
also, dass ein Schiff gebaut werden könne, von
dem ein Teil, mitten auf dem Meer selbst, durch eine künstliche Vorrichtung
losgelöst die Ahnungslose ins Wasser schleudere: nichts sei so reich an
Zufällen, wie das Meer; und wenn sie durch einen Schiffbruch sterben würde,
wer werde dann so ungerecht sein, dies einem Verbrechen zuzuschreiben,
was Winde und Wellen verschuldet hätten? Der Prinzeps werde der Toten einen
Tempel und Altäre und alles andere weihen, um seine Ehrfurcht und Kindesliebe
zu zeigen. - Tacitus,
Annalen
Mordplan (2) «Ich habe an etwas gedacht, was dir gewiß
nicht in den Sinn kommt. Ich fürchte mich, du könntest sterben. Wenn ich an
deinen Tod denke, kommt es mir so vor, als würdest du eher sterben als ich.»
«Der Himmel danke dir für deine Fürsorge», sagte er, «aber mich wird so leicht
keiner erschlagen.»
« Aber um des Himmels und meiner Liebe Willen, zeig mir doch, wie dich einer
töten könnte.»
«Das will ich dir gern sagen», erwiderte er, «leicht ist es nicht, außer
ich würde verwundet an einer bestimmten Stelle. An dem Speer, der mich tötet,
müßte ein Mann ein Jahr geschnitzt haben. Und nicht eher darf er jeweils anfangen
zu arbeiten, als die Opfer am Sonntag dargebracht sind.»
«Stimmt das wirklich?» fragte sie, «ist das die Wahrheit?»
«Gewiß doch. Und ich kann nicht erschlagen werden in einem Haus, noch außerhalb
eines Hauses, nicht zu Pferde und nicht zu Fuß.»
«Wahrlich, dann kannst du also überhaupt nicht erschlagen werden?»
«O doch, und ich will dir auch erklären wie», sagte er, « wenn einer ein
Bad errichtet neben einem Fluß und fügt ein Dach über einen Kessel und bringt
einen Ziegenbock und legt ihn neben den Kessel, und
ich setze einen Fuß auf des Ziegenbocks Rücken und den anderen auf den Rand
des Kessels, und es trifft mich jemand in diesem Augenblick und stößt zu, dann
werde ich sterben müssen.»
«Oh», sagte sie heuchlerisch, «ich danke dem Himmel. Denn, daß all dies zusammentrifft,
sollte sich doch leicht vermeiden lassen.» - (
wal
)