ttentat
 
Am Flügel sitzt der FREUND mit der Sonate.
FRED reizt indes die Kili-Kili-Schlange.
Dann klemmt er sie mit einer Christbaumzange
In einen Rosenstrauß zum Attentate.

Als sich der Großfürst breit im Wagen nahte
Streift ihn der Strauß an seiner rechten Wange.
Im Séparé stirbt er beim zweiten Gange,
Miß Lily zieht entsetzt den Wirt zu Rate.

Die Polizei stellt sorgsam ihre Netze.
Scheinwerfer nachts bei wilder Dächerhetze.
Die Freunde flüchten in die Kohlenzechen.

Dort trifft man sich zu heimlicher Verschwörung.
Die Nihilisten feiern das Verbrechen.
Im Lande schwelt die Flamme der Empörung.

- Ludwig Rubiner, Friedrich Eisenlohr, Livingstone Hahn: Kriminalsonette. München 1979 (zuerst 1913)

Attentat (2) Eifersuchtsattentate werden ausgeführt von Geisteskranken, Psychopathen einschließlich der leicht bestimmbaren Hysteriker, Epileptikern und auch von Gesunden, und zwar besonders nach Alkoholgenuß. Bekannt ist die Tatsache, daß der Verfolgungs- und Eifersuchtswahn, der unter anderem bei den verschiedenen Formen der Alkoholparanoia, beim präsenilen Beeinträchtigungswahn, bei seniler Demenz, bei der progressiven Paralyse und bei den sogenannten Laktationspsychosen in die Erscheinung treten kann, oft zu schweren Gewalthandlungen im Sinne eines Eifersuchtsattentats führt. Besonders beliebt bei den Frauen sind die E. mit Vitriol (Vitriolage) und anderen ätzenden Flüssigkeiten. - (erot)

Attentat (3) Die Bombe explodierte gegen 2.45 Uhr. Die Explosion war bis in die entferntesten Stadtteile Moskaus zu hören. Besonders irn Gerichtsgebäude gab es einen großen Tumult. Denn vielerorts liefen Verhandlungen, überall in den Kanzleien wurde gearbeitet, als sich die Explosion ereignete. Manche hielten es für ein Erdbeben, andere wiederum meinten, das alte Gerichtsgebäude stürze ein. Die Fenster an der Fassade waren alle zerbrochen, die Richter, die Kanzlisten hatte es von den Stühlen gerissen. Als sie schließlich zur Besinnung kamen und begriffen, was geschehen war, stürzten viele aus dem Gebäude zur Unglücksstelle. Am Hinrichtungsplatz lag ein formloser, etwa einen halben Meter hoher Haufen aus winzigen Splittern der Kutsche, Kleidungsfetzen und einem verunstalteten Körper. Das Publikum, die zuerst Gekommenen, sahen sich die Spuren der Verwüstung an; einige versuchten noch, den Leichnam unter den Trümmern hervorzuziehen. Es war ein schrecklicher Anblick. Der Kopf war weg; von den übrigen Körperteilen waren nur ein Arm und Teile eines Beins zu erkennen. Da stürzte Elizaveta Fedorovna im Umhang, aber ohne Hut zu dem formlosen Haufen. Alle standen herum mit den Mützen auf dem Kopf. Die Fürstin bemerkte das. Sie lief von einem zum anderen und schrie: ›Schämt ihr euch nicht, hier zu stehen und zuzuschauen! Geht weg!‹ Ein Lakai wandte sich mit der Bitte an die Leute, die Mützen abzunehmen, aber niemand in der Menge rührte sich, niemand nahm die Mütze ab oder ging weg. Und die Polizei sah die ganze Zeit tatenlos zu, bald dreißig Minuten, man konnte sehen, daß sie völlig hilflos war.  - Nach: Boris Savinkov, Erinnerungen eines Terroristen. Nördlingen 1985 (Die Andere Bibliothek 4, 1985, zuerst 1917)

Attentat (4)

Attentat (5)

 

Mord Terror Machtmittel

 

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