ahlzeit, letzte Ich kletterte ein Tauende hoch und sprang über das Heck an Bord.
Oben war es taghell. Die Feuerwand, auf die ich stieß, als ich heraufkam, war ein erschreckender Anblick und die Hitze anfangs kaum zu ertragen. Auf einem Sofapolster, das aus der Kajüte gezerrt worden war, schlief Kapitän Beard, die Beine hochgezogen und den einen Arm unter dem Kopf, während der Feuerschein über ihn hinzuckte. Wißt ihr, womit das übrige Schiffsvolk beschäftigt war? Es saß auf dem Achterdeck um eine offene Kiste, aß Brot und Käse und trank dazu Bier aus Flaschen.
Vor diesem Hintergrund wütend über ihren Köpfen aufzüngelnder Flammen schienen
sich die Männer zu Hause zu fühlen wie Salamander
und sahen dabei aus wie eine Rotte verwegener Piraten.
Das Feuer funkelte im Weiß ihrer Augäpfel, glänzte auf der hellen Haut, die
durch zerfetzte Hemden schimmerte. Jeder trug Spuren an sich wie von einer Schlacht
- hier ein verbundener Kopf, dort ein Arm in der Schlinge, schmutzige Lappen
um ein Knie — und jeder hatte eine Flasche vor sich stehen, ein Stück Käse in
der Hand. Mahon stand auf. Mit seinem prächtigen, abenteuerlichen Kopf, seinem
hakennasigen Profil, seinem langen weißen Bart und
mit der entkorkten Flasche in der Hand ähnelte er einem jener tollkühnen Seeräuber
früherer Zeiten, die es sich wohl sein ließen inmitten von Unheil und Zerstörung.
›Die letzte Mahlzeit an Bord‹, erklärte er feierlich. ›Wir hatten den ganzen
Tag noch nichts gegessen, und es hat keinen Sinn, dies alles umkommen zu lassen.‹
- Joseph Conrad, Jugend. Frankfurt am Main 1968
(zuerst 1902)
Mahlzeit, letzte (2)
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